Jesus und Gewalt

Im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums – in der Bergpredigt – heißt es:

38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel.
41 Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
45 auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Aufgabe 1:
Was sagst Du zu diesen Aussagen Jesu? Kannst Du Dich ihnen anschließen / nicht anschließen? Findest Du sie gut / nicht gut? Begründe deine Antwort.

Informationen:

Was auch immer Du und viele andere zu diesen Worten sagt: Diese Worte im Neuen Testament haben den gewaltlosen Widerstand von Mahatma Gandhi und Martin Luther King geprägt. Es war ein machtvoller Widerstand, denn Gewaltlosigkeit zu leben, ist sehr schwer. Und darum werden solche Worte in der ganzen Kirchengeschichte immer wieder diskutiert: Kann man so leben? Will Gott wirklich, dass wir so leben – gewaltlos?

Aufgabe 2:
Erkundige Dich: Wer waren Mahatma Gandhi und Martin Luther King? Wenn Du es schon weißt, dann schreib auf, was Du weißt.

Was ist, wenn Menschen unter Gewalttätern leiden, darf man dann auch keine Gewalt anwenden? Darum wird unterschieden zwischen erlaubter und unerlaubter Gewalt. Das hängt damit zusammen, dass das Neue Testament – auch die Worte Jesu – kein Gesetz sind. Jeder Christ muss so leben, dass er sein Leben vor Gott und anderen Menschen verantworten kann. Dieses Denken hat in neuerer Zeit maßgeblich Dietrich Bonhoeffer geprägt: „Bereits im April 1933, als Geschäfte von Juden boykottiert und jüdische Beamte aus dem Staatsdienst ausgeschlossen wurden, hat sich Bonhoeffer auf die Seite der Diskriminierten gestellt. Die Kirche, meinte er, habe sich darauf vorzubereiten, dass sie nicht nur die Opfer verbinden, sondern „dem Rad selbst in die Speichen fallen“ müsse. Hellsichtig fasste Bonhoeffer die Gefahr ins Auge, dass der Rechtsstaat zu einen Unrechtsstaat werden könnte. In diesem Fall wäre Widerstand angezeigt. Aus dem Jahr 1935 stammt dann der Ausspruch: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Der Theologe liebte diesen alten gregorianischen Kirchengesang, den er in den evangelischen Gottesdienst einführen wollte. Aber „gregorianisch singen“, das heißt, den Glauben bekennen, setze voraus, dass man sich für die geplagten Juden einsetze. Später, im Zweiten Weltkrieg, beteiligte sich Bonhoeffer an einer Rettungsaktion für Berliner Juden.“ (aus: http://www.bonhoeffer.ch/artikel/bonhoeffer-bbdem-rad-in-die-speichen-fallenab/ )

Aber dennoch setzt kein Christ aufgrund der Worte und des Lebens Jesu leichtfertig Gewalt ein.

In Jesu Worten spielt Gewalt manchmal auch eine Rolle – er spricht vom „Gericht Gottes“. Gott wird am Ende der Zeiten die Menschen richten. Damit nimmt er aus seiner Tradition einen Gedanken auf, der sehr wichtig geworden ist. Wenn Menschen unter gewalttätigen Menschen leiden, wenn sie sich nicht wehren können, dann finden sie Trost darin, dass Gott einmal die Verhältnisse ändern wird. Die Gewalttäter werden es büßen müssen, dass sie so unmenschlich mit ihren Mitmenschen umgegangen sind. Und das gilt dann nicht nur für Massenmörder. Jesus setzt einen anderen Maßstab an: Wer andere übersieht, wer nicht verantwortlich mit seinem Geld umgeht, wer andere beleidigt, wer Menschen erniedrigt… – kurz: Jeder, der den liebevollen Willen Gottes für den Menschen nicht umsetzt bzw. umzusetzen versucht, der wird Gott auch als richtenden Gott erfahren.

Das fällt in unserer Gesellschaft manchen schwer, sich Gott auch auf diese Weise vorzustellen, denn in unserer Gesellschaft geht es normalerweise noch recht friedlich und gesittet zu – und so denkt man doch lieber an den lieben Gott, der keinem etwas zu leide tun kann. Aber Liebe und Gerechtigkeit gehören zusammen. Gott ist gerecht, er will, dass Menschen auch gerecht sind. Darum ist nicht nur von Gottes Liebe zu reden, sondern auch von Gottes Gerechtigkeit.

Die christliche Tradition hat das Thema Gericht Gottes manchmal sehr blutrünstig ausgemalt. Viele Künstler haben all ihre Phantasie dafür verwendet, die Hölle zu beschreiben und zu malen. Wie es letztlich aussieht, wissen wir nicht. Das Gericht Gottes sieht dann – so lässt Jesus durchblicken – so aus, dass die Menschen die Gottesferne erleben müssen. Sie wollten sie haben, dann bekommen sie sie auch. Gott zwingt niemanden in seine Nähe. Man muss aber immer daran denken, dass Gottes Liebe größer ist, als wir es uns als kleine wenig liebende Menschen vorstellen können. Gottes Liebe und Gerechtigkeit fallen zusammen. Das können wir nicht denken.

Aufgabe 3: Informiert Euch über die Lebensumstände im Kongo zum Beispiel hier: https://www.kinderweltreise.de/kontinente/afrika/kongo-demokratische-republik/alltag-kinder/kinder-in-der-dr-kongo/#:~:text=In%20der%20Demokratischen%20Republik%20Kongo,Jungen%20und%20M%C3%A4dchen%20viele%20Geschwister..

Versteht Ihr die Worte über Gott als einen, der ungerechte Menschen richtet, besser?

Aufgabe 4: Dieses Spiel kannst Du schon einmal vorbereiten. Wir werden es dann im Unterricht spielen.

Malt auf ein DINA4-Blatt ein Bild, das Euch spontan zu dem Thema in den Sinn kommt.

Malt einen Weg mit 8 Ereignisfeldern – und zwischen den Ereignisfeldern immer ca. 5 Stellplätze für die Figuren (Papierknuddel, Filzstiftkappen…). Wer auf das jeweilige Ereignisfeld trifft, soll den Bibeltext bzw. einen Aspekt daraus erzählen. Wenn er Euch nicht mehr einfällt: Noch einmal lesen!

Ereignisse:

  1. Seligpreisungen (Mt 5): Menschen, die sich nach einer gewaltlosen Welt sehnen und für sie handeln, haben Gott auf ihrer Seite. Vor Freude noch einmal würfeln!
  2. Das Feindesliebegebot (Mt 5,38ff.): Jesus bringt mit dieser Forderung eine ganz neue Verhaltensweise unter die Menschen. Das ist so erstaunlich, dass wir vom Platz aufstehen und in den Raum rufen (nicht brüllen!): Ooohhh.
  3. Jünger müssen Gewalt ertragen (Mt 10): Menschen, die zu Jesus gehören, müssen damit rechnen, dass sie unter Gewalttaten anderer zu leiden haben. Vor lauter Schreck gehen wir vier Felder zurück und kriechen unter den Tisch.
  4. Jünger müssen keine Angst haben (Mt 10): Menschen, die zu Jesus gehören, brauchen trotz dieser Aussichten keine Angst haben, weil sie zu Gott gehören und er um ihre Not weiß. Steht auf und geht hoch erhobenen Hauptes durch den Raum.
  5. Jesus kämpft (Mt 15): Jesus ist friedlich – aber er lässt sich nicht kleinkriegen, sondern greift die Gegner mit Worten an, um eine bessere Welt zu ermöglichen. Wir bewundern das und gehen zwei Punkte vor.
  6. Festnahme Jesu (Mt 26): Jesus wird verraten und festgenommen. die Jünger fliehen. Wir gehen einen Würfelwurf zurück und legen unseren Kopf traurig in die Hände.
  7. Stephanus (Apg 7): Bevor Stephanus stirbt, betet er wie Jesus am Kreuz für die Menschen, die ihn töten. Wir erkennen das Neue und würfeln noch einmal. Und sagen: Wow, das gibt es?
  8. Rache (Röm 12): Paulus sagt, dass Christen sich nicht rächen dürfen, sondern Gott alles überlassen sollen. Nachdenklich setzen wir uns an das Fenster und setzen einmal mit dem Würfeln aus.

Merksätze:

Jesus möchte die Gewaltspirale, in der wir Menschen leben, mit seinen Worten und Taten durchbrechen. Damit bringt er eine ganz neue Sichtweise.

Jesus als Sohn Gottes stellt sich als machtlos dar und liebe-voll, nicht mit Gewalt oder Zorn – auch damit bringt er eine ganz neue Sichtweise.

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