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GOTT ZUR SPRACHE BRINGEN – GOTT BRINGT SICH ZUR SPRACHE
1. Gott zur Sprache bringen – Sprachspiele (Wittgenstein) – Soziolekt
Gott zur Sprache bringen
Gott kann man nicht angemessen zur Sprache bringen, weil die Sprache begrenzt ist, weil Gott der ganz andere ist. Gott kann auch mit unseren Sinnen nicht wahrgenommen werden, weil er der Schöpfer ist – und die Sinne sind darauf beschränkt, nur Schöpfung wahrnehmen zu können. Von daher muss Gott selbst sich zur Sprache bringen (Offenbarung) – und das tut er, indem er die Sprache verwendet, indem er die Sinne anregt. Menschen versuchen nun die Gotteserfahrungen Sprache werden zu lassen, zu kommunizieren als Individuen als Teil ihrer Kultur und ihrer Zeit – immer in dem Bewusstsein, dass das eigentlich kaum machbar ist. Und so können wir Menschen den Mythos verwenden, wir können vergleichende Sprache verwenden – so hat z.B. Jesus Gleichnisse herangezogen. Mythos wie Gleichnisse – wie auch Lyrik – sprechen Seiten des Menschen an, die er nicht nur rational erfassen kann, sondern ihn auch emotional zu erfassen in der Lage sind. Das Sprechen von Gott ist metaphorisch. Manche Formulierungen sind Abhängig von Situationen, von bestimmten Zeiten – manche sind zeitlos gültig.
Sprachspiele / Soziolekt:
Der Philosoph Wittgenstein hat „Sprachspiele“ in die Diskussion eingebracht: Menschen sprechen – und dieses Sprechen ist in Kontexten zu Hause. Diese Kontexte werden von bestimmten Gruppen usw. geprägt. Von daher versteht nicht jeder jedes Sprachspiel, weil er nicht mit dem jeweiligen Kontext vertraut ist. Soziolekt – jede Gruppe einer Gesellschaft hat ihre Sprach-Variation. Jugendsprache unterscheidet sich von der Sprache Erwachsener, die Juristen unterscheiden sich in ihrer Sprache von den Medizinern – und der Laie versteht vielfach gar nichts oder Nuancen nicht, weil er nicht in diesem Sprachspiel bzw. Soziolekt zu Hause ist.
Das Wort „Gott“
Das trifft auch auf die Religion zu. „Gott“ ist zunächst nur ein Wort. Dieses Wort muss mit Sinn gefüllt werden, damit es ein sinnvolles Wort wird. Weil unsere christliche Tradition vielfach unterbrochen wurde, ist vielen nicht mehr möglich, das Wort „Gott“ sinnvoll zu füllen, das religiöse Sprachspiel bzw. den religiösen Soziolekt zu verstehen.
Das Wort „Gott“ sinnvoll füllen
Kindern ist Transzendentes noch vertraut. Gott, Engel,… – das sind Wirklichkeiten denen sie begegnen, die sie in ihrem Leben Raum geben können. Wird man erwachsen, taucht man in die Welt des Verstandes ein. Man nimmt Abschied von der Welt, die einem vorher so vertraut war. Man möchte zur Welt des Verstandes der Erwachsenen bzw. der Welt einseitig verstandener „Wissenschaft“ dazu gehören – und so wird man leicht selbst einseitig: Verstand allein! Realität – also das, was messbar ist – zählt, nicht die Wirklichkeit, die Bewusstsein, Soziales, Emotionales umfasst. Je mehr Erfahrungen Menschen machen und bereit sind, religiöse Deutungsmuster wahrzunehmen und ihnen zu vertrauen, desto stärker werden sie wieder für religiöse Bezüge offen – also für den anderen Teil der Wirklichkeit, der nicht messbar ist. Verstand / Realität und Wirklichkeit werden in der Vernunft zusammengeführt. Viele Menschen kümmern sich um eine sinnvolle Füllung des Wortes „Gott“ um nicht nur begrenzte Realität, sondern auch um Wirklichkeit wahrzunehmen. Sich nur auf einen kleinen Ausschnitt des Lebens zu beschränken, ist etwas, was dem Menschen als Wesen fremd ist. Er will alles erforschen, wissen, verstehen. So kann der Mensch, der das Wort „Gott“ sinnvoll füllen kann, auch nie auf dieser Stufe stehen bleiben. Neue Gotteserfahrungen tragen zum Reichtum des Glaubens bei.
2. Gott bringt sich in der Bibel und durch seinen Geist zur Sprache
Das Alte Testament: Gott handelt in der Geschichte des Volkes Israel: Es deutet Erfahrungen und beantwortet Weltfragen: Wie entstand die Welt, woher kommt das Böse, warum gibt es Geschlechterrollen… – Gott bringt sich im Mythos zur Sprache; in Visionen, Auditionen, durch Geschichtstexte, durch Ethik…
Das Neue Testament: Gott handelt am Individuum mit Auswirkungen auf die Geschichte der Völker: Begegnung mit Gott, der sich in Jesus Christus zur Sprache bringt und der sich in den Nachfolgern in seinem Geist zur Sprache bringt.
3. Gott bringt sich in der Kirche und durch die Kirche zur Sprache – und in den einzelnen Christen
Gott wird in der Kirche zur Sprache gebracht – bringt sich in der Kirche zu Sprache: Theologie, Ökumene, Gottesdienste, Liturgie, Gebete, Meditation, Mystik – Vereinigung mit Jesus Christus in Taufe / Abendmahl, Kirchenjahr, Diakonie… Aber nicht nur in der Kirche als Gemeinschaft bringt sich Gott zur Sprache, sondern auch in den einzelnen Christen, die ihr Leben aus der Beziehung zu Gott in Jesus Christus gestalten.
4. Gott wird durch die Philosophie zur Sprache gebracht
Gottesbeweise – Metaphysik: Gott als Person, Gott als Energie, Gott als Geist/Psyche… Auch der Atheismus als philosophische Strömung bringt Gott zur Sprache.
5. Gott wird in Religionen und religiösen Strömungen zur Sprache gebracht
Gott im interreligiösen Dialog. Gottesbilder der Religionen, Gottesbilder in der Esoterik…
6. Gott bringt sich zur Sprache in der Schöpfung
Wissenschaft als erkennen der Spuren Gottes, Schöpfung als Gleichnis, um Gott verstehen zu können, der Mensch als Geschöpf, der Gottes Spuren in der Schöpfung bewusst erkennen kann…
8. Abwesenheit Gottes zur Sprache bringen
Die Abwesenheit Gottes wird aus unterschiedlichster Perspektive zur Sprache gebracht: aus der der Religion (Hiob), aus der Perspektive moderner Gottsucher (Walser), aus der Perspektive derer, die wie Hiob angesichts des Leidens Gott in Frage stellen – dann aber doch Gott finden (Magnis), aus der Perspektive der Philosophie (Leibniz)…
9. Gott zur Sprache bringen angesichts von Weltanschauungen
Der christliche Glaube ist nicht Teil von säkularen Weltanschauungen und versucht immer wieder, Gott angesichts der Wirren und Verirrungen zur Sprache zu bringen: Nationalismus, Nationalsozialismus, Sozialismus / Kommunismus, Kapitalismus, Liberalismus, Fundamentalismus (auch fundamentalistischer Religion)…
10. Gott bringt sich zur Sprache / wird zur Sprache gebracht in der Psychologie
Glaube verhilft zu positivem Selbstwertgefühl, hilft Identität finden, dient der Belastungsbewältigung, führt zu positiver Lebenseinstellung, zu sozialem Verhalten, Würde, Freiheit… Gott wird auch dann zur Sprache gebracht, wenn die Psyche aus Glaubensgründen gestört wird: falsches Sündenbewusstsein, Abgrenzung von anderen, Selbstüberhöhung…
11. Gott wird handelnd „zur Sprache“ gebracht
Gegen die Gottesfinsternis (Theodizee und Anthropodizee): Christliche NGOs (Einsatz für Würde des Menschen, Freiheit des Menschen, Menschenrechte > gegen Sklaverei z.B. IJM + Anti-Slavery-International, Brot für die Welt, World Vision… – aber auch durch nichtchristliche NGOs, so sie der Menschlichkeit dienen. Darüber hinaus: Diakonie und Caritas.
12. Alte Gotteserfahrungen werden immer wieder mit neuen Gotteserfahrungen zur Sprache gebracht
- youtube-Videos
- Gott in der Kunst zur Sprache bringen
- Gott in der Musik zur Sprache bringen
- Gott in der Literatur zur Sprache bringen
- Gott im Film zur Sprache bringen
- Gott in der Werbung zur Sprache bringen…
- Dazu s. https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/film-musik/kirche-und-medien/
13. Der große Alkuin (+804) betet in einem Gebet:
Groß bist Du, o Herr, und sehr zu preisen, groß ist Deine Kraft, und Deine Weisheit ohne Maaß. Zu Deinem Lobe hast Du uns geschaffen, und unser Herz ruhet nicht, bis es in Dir ruhet. Aber wer giebt, daß Du in mein Herz kommst, daß Du es mit heiligem Rausche erfüllest, daß ich allen Jammer vergesse und Dich allein umfasse. Was bist Du, Gott, mir? Verzeihe, daß ich mich unterwinde, mit Dir zu reden! Sage mir um Deiner Barmherzigkeit willen, Herr mein Gott, was Du mir bist. Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hülfe! Ich will Deiner Stimme nachgehen, und Dich umfassen…. Eng ist die Wohnung meiner Seele, komm und mache sie weit, zerrüttet ist sie, stelle sie wieder her. (Auszug aus: https://gebete.glaubensstimme.de/2015/02/08/alkuin-groesse-gottes/ ) Wahre Gotteserkenntnis kommt nur durch Gott selbst.