In Bearbeitung
1. Vorreformatoren
- Petrus Waldus (um 1140-1206) – bis heute gibt es „Waldenser“.
- John Wyclif (um 1330-1384) – bis heute spielt er eine Rolle: Bibelübersetzer
- Johannes Hus (um: 1372- hingerichtet 1415)
- Girolamo Savonarola (1452- hingerichtet 1498)
Ihnen gemeinsam war: Kritik an den bestehenden kirchlichen Verhältnissen (Sittenlosigkeit, theologischer Verfall). Dagegen setzten sie:
- Betonung des Individuums
- Übersetzung der Bibel in die jeweilige Landessprache
- Jesus Christus ist Oberhaupt der Kirche, nicht der Papst
- Armut und Sittenstrenge – im Sinne der Bergpredigt
Hinweisen möchte ich auch noch auf: Hans Böhm (Pauker/Pfeifer von Niklashausen), auf die „Gravamina der deutschen Nation“ und auf den Mystiker Johannes Tauler.
2. Zeitgeschichte
Aufgabe: Erkundigt Euch – sicher kann der Geschichtslehrer oder die Geschichtslehrerin gute Tipps geben:
Wie lebten Menschen vor 500 Jahren? Es geht um
- die gesellschaftliche Situation (Hierarchien/Abgaben/Frondienste/Stämme/Heer)
- die Entdeckungen (Amerika, Afrikanische Küste, Asien, [vielleicht] Australien)
- die Erfindungen (Johannes Gutenbergs Buchdruck, Bergbautechnik)
- um Ängste (religiöse Ängste/Fegefeuer – aber auch Lebensängste: Krankheiten, Seuchen, Geister, Hunger, Ausbeutung, Kindersterblichkeit)
- um Kunst und Dichtung, um Tanz und Musik
- um Bildung.
3. Leben und Wirken Martin Luthers
- * am 10. 11. 1483 in Eisleben.
- Luthers Vater war Besitzer einer Mine.
- Luther besuchte die Schule. Er verließ sie 1501 und begann in Erfurt Latein, Philosophie, Mathematik, Rhetorik zu studieren.
- 1505 sollte er Rechtswissenschaften studieren. Sein leichtsinniges Leben ließ ihn befürchten, dass er in die Hölle kommt. Ein Blitz soll ihn dazu gebracht haben, einen anderen Weg einzuschlagen, als sein Vater wollte.
- Luther trat ins Kloster der Augustiner in Erfurt ein. 1506 legte er das Mönchsgelübde ab.
- 1507 wurde er zum Priester geweiht.
- 1510 wurde er von seinem Orden auf eine Reise nach Rom geschickt und war geschockt von der Sittenlosigkeit, die dort herrschte.
- 1512 wurde er Professor an der Universität Wittenberg. Die gesamte Zeit rang er um die Frage: Wie bekomme ich – trotz meiner üblen Taten, trotz meines Sünderdaseins – einen gnädigen Gott? Die Antwort bekam er durch den Römerbrief des Paulus: Man wird nicht durch gute Werke, sondern durch Gottes Gnade gerettet. Nicht das Gericht Gottes steht im Mittelpunkt des christlichen Glaubens, sondern die Liebe Gottes. Das zeigt zum Beispiel das Gleichnis vom verlorenen Sohn – vor allem aber das Sterben Jesu Christi für uns am Kreuz.
- Am 31.10.1517 soll er 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angebracht haben: gegen Ablass – mit theologischer bzw. biblischer Begründung (heute wird der Tag als Reformationstag gefeiert). Damit zusammen hängt: Kritik am Papst (wobei Luther zu der Zeit noch meinte, der Papst wüsste nichts von den Missständen in der Kirche). Mit dem Ablass – wie auch mit Wallfahrten, Reliquienkulten usw. – konnten Menschen sich und ihre Verstorbenen vom Fegefeuer freikaufen. „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ (Tetzel)
- 1518 Eröffnung des Ketzerprozesses gegen ihn.
- 1519 sollte er die Thesen widerrufen: Es fand eine „Leipziger Disputation“ mit Johannes Eck statt. Luther: Päpste und Konzilien stehen nicht über der Bibel und die Heiligen, auch sie irren; nicht Gehorsam gegenüber der Kirche, sondern Glauben zählt.
- 1520/1521 erschienen drei wesentliche Schriften:
- „An den christlichen Adel deutscher Nation“: Keine Überordnung der Priester über den Laien, Abschaffung des Kirchenstaats und des Zölibats, Reform des Bildungswesens.
- „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“: Nicht sieben Sakramente, sondern drei: Taufe, Abendmahl, Buße. Ein Sakrament besteht aus einem Verheißungswort Jesu und einem Zeichen.
- „Von der Freiheit eines Christenmenschen“: Ein Christ ist ein freier Herr und niemandem untertan – ein Christ ist ein Knecht und jedem untertan: Es ist ein freiwilliger Dienst in Liebe. Der Christ muss nicht Gutes tun, sondern tut Gutes, weil er aus Gottes Kraft, aus Glauben heraus Gutes tun will.
- 1520 verbrennt Luther die Bannandrohungsbulle des Papstes, 1521 wurde der Bann über Luther verhängt.
- 1521 Reichstag in Worms. Luther beruft sich auf sein Gewissen, das von Gottes Wort gefangen genommen wurde. Hier soll das Wort gefallen sein: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen“.
- Wormser Edikt: Der Kaiser verhängt Reichsacht über Luther – er ist nun vogelfrei.
- Um Luther zu schützen, wurde er auf die Wartburg entführt, dort lebte er als Junker Jörg und übersetzte die Bibel – das Neue Testament – und hat damit auch wesentlich zur Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache beigetragen.
- Sein Freund und Wegbegleiter war Philipp Melanchton (Philologe, Humanist, Philosoph, Theologe) – der die reformatorische Lehre geschickt formulieren konnte.
- 1522 kehrt Luther nach Wittenberg zurück, wendet sich gegen die aufständischen Bauern („Schwärmer und Rottengeister“), die Klöster und Burgen mit ihren Massen überrennen, Menschen morden und plündern. Er wendet sich auch gegen seinen Anhänger, den Bauernführer Thomas Müntzer – mit seiner Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“.
- 1523 hat Papst Hadrian auf dem Reichstag zu Nürnberg ein Schuldbekenntnis vorlesen lassen und versprochen, die Kurie zu reformieren. Luther hat darauf nicht reagiert.
- 1525 heiratete er die ehemalige Nonne Katharina von Bora und beide bekamen sechs Kinder.
- 1529 protestierten Fürsten und Städte auf dem Reichstag in Speyer gegen die Unterdrückung der Reformation. Darum heißen Evangelische auch „Protestanten“.
- 1530 wurde in Augsburg ein Bekenntnis vorgelegt, in das der reformatorische Glaube in seinen Grundzügen dargestellt wurde.
- 1534 schloss Luther die Übersetzung der Bibel ab.
- 1543 wendete er sich mit seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ gegen Juden, weil er enttäuscht war, dass sie sich nicht der Reformation angeschlossen haben.
- 1546 starb Luther auf einer Reise nach Eisleben im Alter von 63 Jahren.
4. Weitere Themen:
a) Zentrale theologische Aussagen der Reformation: Solus Christus, sola fide (sola gratia), sola scriptura:
- Allein Christus / Solus Christus (nicht der Papst, nicht die Heilsmittlerfunktion der Kirche durch Priester und Sakramente),
- allein der Glaube / sola fide (nicht die Werke). Mit sola fide verbunden ist „sola gratia“ (allein die Gnade Gottes), da der Mensch aufgrund der Gnade Gottes glauben kann,
- allein die Schrift/Bibel / sola scriptura (nicht Kirchenväter und Konzilisbeschlüsse).
Zeichne ein Kreuz. Male diese vier „Soli“ – denke Dir Symbole aus und zeichne sie jeweils an einem Ende der Kreuzbalken.
b) 95 Thesen: https://www.ekd.de/95-Thesen-10864.htm
c) Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms: http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/renaissance/frueh/luther/texte/1521worms.htm#1524
d) Theologie Luthers und die Auseinandersetzung in Liedern und Gebeten: http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/renaissance/frueh/luther/lieder/start.htm
e) Lucas Cranach/Altarbild (Seite 2): https://www.impuls-reformation.de/download/bildquelle_altar_weimar.pdf
Das gesamte Altarbild der Stadtkirche: https://www.luther2017.de/neuigkeiten/weimarer-reformationsaltar-wahrscheinlich-von-cranachs-sohn-gemalt/index.html
f) Johannes Calvin für den Unterricht: http://www.reformiert-info.de/daten/File/Upload/doc-7708-1.pdf
g) Zu Luther mit Blick auf Menschenrechte s.: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/mensch/menschenrechte/
h) Immer diese Zwinglis: https://www.youtube.com/watch?v=xi0nezfDhN0
Literatur: Michael Landgraf: Reformation. Angst überwinden – Aufbruch wagen. Einführung – Materialien – Kreativideen. Calwer – EPV – RPE Speyer und Stuttgart 2008 (2. Auflage)
DVD: Luther. Regie: Eric Till, Universal Pictures/Warner Home 2003
DVD: Martin Luther, Regie: Günther Klein, SCM-Verlagsgruppe 2007
DVD: Katharina Luther; Regie: Julia Heinz, Euro Video Medien 2017
Martin Luther: https://www.youtube.com/watch?v=gVLyT-MxTV4
Reformation einfach erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=AToDOEAYRj8
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Auswirkungen der Reformation auf die Gegenwart
Die Reformation hatte eine große Bedeutung für unsere Gegenwart.
- Sie hat dem Staat gegenüber der kirchlichen Hierarchie Eigenständigkeit gegeben. Das nicht allein aus politischen Gründen (man war als protestantische Minderheit abhängig von den jeweiligen Landesfürsten), sondern auch theologisch: Nicht allein die kirchlichen Ämter sind von Gott eingesetzt worden, sondern auch die weltlichen. So steht, in säkularer Weiterführung, das weltliche Amt über dem Kirchenrecht – und dem Staatsrecht haben sich auch kirchliche Würdenträger zu beugen.
- Das bedeutete auch die Lösung von der religiösen Zentralgewalt (Rom) und – in weiterer Folge – die Lösung der Fürsten vom Kaiser, der weltlichen Zentralgewalt. Mit dem Nachteil, dass jeder kleine Fürst ein unchristlicher Machiavellist (Machiavelli hat den Fürsten als machtvollen Manipulierer betont) werden konnte. Zudem wird dadurch freilich der Aspekt des Staates/der Nation betont.
- Die Gemeinde hat die Möglichkeit, einen üblen Bischof abzusetzen – der Herrscher darf eingreifen, aber nur als Christ! Hier ist eine neue Fokussierung erkennbar: Der Kirchenvater Ambrosius hat als Christ das Recht, den glaubenden Kaiser zur Rechenschaft zu ziehen. Es gibt also, wenn man beides aufeinander bezieht, eine gegenseitige Kontrolle.
- Bedeutsam ist zudem, dass nicht der Priester dominant ist in der Beziehung zu Gott, sondern jeder Mensch hat selbst genauso große Bedeutung. Dem Kleriker wurde der fromme Laie (das allgemeine Priestertum) entgegengestellt (Priesteramt ist kein Sakrament mehr).
- Darum ist es wichtig, dass jeder Christ die Bibel liest, um seinen Glauben verantwortlich in der Welt leben zu können. Darum hat Luther die Bibel übersetzt – und dadurch die sprachliche Einheit Deutschlands ermöglicht.
- In diesem Zusammenhang wurde die Bildung forciert, Visitationen von Pfarrern/Schulen (Gemeindeleben) gefördert. Bildung für Jungen und Mädchen und die Errichtung öffentlicher Bibliotheken wurden gefordert. Adel usw. sollten diese finanzieren. Melanchton gründete das erste Gymnasium. Lehrer wurden ausgebildet.
- Selbst die Ehe wurde „entsakramentalisiert“ und dem Staat unterstellt.
- „Entheiligt“ wurden Klöster, Reliquien, Kirchenbesitz. Das Kirchengut dient der Gemeinde zur Unterstützung der Menschen (z.B. Schulen, Krankenhäusern).
- Die fromme tätige Putzmagd wird stärker betont als der zurückgezogene fromme Asket. Der tätige Alltag wird aufgewertet – er ist Gottesdienst. Und der Gottesdienst diente der Hilfe in Fragen der Lebensorientierung, er wurde in der Landessprache gehalten
Die Entgegensetzung: Gottes-Welt – Menschen-Welt stimmt nicht mehr. Die Menschen-Welt muss von Gottes-Welt durchdrungen werden. Sie ist eigenständig – aber sie immer wieder mit dem Evangelium zu konfrontieren, ist die Aufgabe der Kirche.
Viele Begriffe begegnen, die später Bedeutung haben werden: Gewissen, Freiheit usw. Aber Gewissen und Freiheit sind aus christlicher Perspektive (auch in der Reformation) an Jesus Christus gebunden.
Diese theologischen Begründungen wurden dann in der Folgezeit außer Acht gelassen und das, was die Reformation vorbereitet hat, wurde nicht-religiös weiter durchdacht, vertieft und begründet. Parallel dazu haben auch Christen die Chance genutzt, über die Menschenrechte nachzudenken und sie einzufordern. https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/mensch/menschenrechte/