Transhumanismus: Filme / Glauben / Interview

A: Überlegungen zum Transhumanismus mit Blick auf die Filme und den Glauben

  1. Roboter werden in den Filmen als solche dargestellt, die menschliches Leiden bekämpfen: Als Diener (I, Robot), als Menschenersatz (Black Mirror: Wiedergänger und White Christmas; A.I.) – warum der Roboter entwickelt wird, wird in ex machina nicht gesagt. Weil ihn irgendeiner produziert – wenn es machbar ist. In Surrogates geht es um eine schöne Welt, in der Menschen, wie es in der Werbung heißt, sicher in den eigenen vier Wänden leben können, während sie außerhalb der vier Wände handeln.
  2. Roboter sind mitleidlos. In A.I. sind sie leidend. Die Frage ist, ob sie es in Ex machina sind. In diesem Film ist Leiden bzw. Empathie, Sehnsucht nach Freiheit eher „einprogrammiert“, Gefühl wird simuliert. In Surrogates leiden sie nicht – sie sind Teil des Menschen. Sie selbst strahlen immer gleiches aus – während die unsichtbaren Menschen dahinter leiden.
  3. Ex machina: Der Mensch sieht sich als Gott, als Schöpfer. Nathan, der Erschaffer der Roboter, sagt als Betrunkener: die gute Tat der Vergangenheit ist des Mannes Rettung (nicht wörtlich). Sieht er sein Handeln als böse an, bezweifelt er, dass es gut ist? Auch in Surrogates ist der Mensch Schöpfer einer Parallelwelt.
  4. (a) Was wird mit einem Roboter bezweckt? (b) Was wird mit Menschen bezweckt? Frage (a) zeigt den großen Unterschied zwischen Mensch und Roboter. Mit Blick auf Kant – allerdings Zweck anders benutzt: Der Mensch ist Zweck an sich (er hat in sich selbst Würde), er darf nie als Mittel gebraucht werden. Kants Selbstzweckformel:

Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest. 

Der Zweck der Roboter – das Mittel: Sie sollen Menschen helfen, mit Verlust klar zu kommen (A.I. und Wiedergänger), als Arbeitstiere (I, Robot), als öffentlicher Stellvertreter des Körpers (Surrogates), „Frau“ als Schöpfung des Mannes (Ex machina).

  1. Goethe – Der Zauberlehrling https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberlehrling – das passt zu ex machina: Der Mensch zaubert sich Helfer, die ihn dann aber überfordern, weil er das helfende – sie abwehrende – Zauberwort nicht kennt. Bzw. in I, Robot reagieren die Roboter nicht mehr auf die Codes – sie machen sich selbständig. Nur pure Gewalt verhindert, dass sie Unfug machen. Im Wiedergänger wird der Roboter unter dem Dach entsorgt. In Surrogates wollen manche Menschen wieder normale Menschen werden, die Surrogates werden von den Menschen entkoppelt.
  2. Frauenbild I, Robot: VIKI, die außer Kontrolle gerät ist eine „Frau“ (Aussehen und Stimme) / Sonny ist? – In Ex machina: Ava ist Frau (Eva) – Nathan macht nur Frauen – als „Dienerin“ – Ava emanzipiert sich.  Kinderbild: A.I. Roboter-Kind ist Ersatz für echtes Kind.

Aus christlicher Sicht:

  1. Menschen schaffen Roboter als ihr Ebenbild. Wie der Mensch, so die KI. Die KI ist Teil des Sündenfalls – und geht diesem nicht voraus. Gott ist ohne Sünde – der Mensch ist Sünder, damit ist auch der Roboter fehlbares Werk des Menschen.
  1. Jesus will Menschen heilen, auch von der Gesinnung her verändern, neu machen. Der Apostel Paulus schreibt: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Der Mensch, der durch Gottes Geist neu gemacht wurde, ist neue Schöpfung. Dieser ist ein freier Mensch. Das Bestreben einen neuen, vollkommenen Menschen zu machen, entspricht dem modernen Denken. Bei Jesus/Paulus geht es darum, dass der Mensch als Mensch neu wird und nicht neue „vollkommene Wesen“ erschafft.
  2. In den Filmen wird deutlich: Wie der Mensch Gott verdrängt – wird der Roboter den Menschen verdrängen. Was wird der „Sündenfall“ der Roboter sein? Dieser wird in I, Robot dargestellt bzw. in ex machina – sie machen sich selbständig, emanzipieren sich vom Menschen, werden unbeherrschbar. Aber: Kann ein Roboter sündigen? In I, Robot wird gesagt, dass nur ein Mensch morden kann – nicht eine Maschine.
  3. Würde des Menschen: Was macht das Menschsein aus? Mitleid, Leiden, Schmerzen? Emotionen wie Glück, Liebe? Echte Gefühle. Nur so tun = Heuchelei. Jesus lehnt Heuchelei massiv ab. Ein Roboter wurde als eine in sich heuchelnde Maschine gebaut, in dem Sinn: Er simuliert Gefühle – Gefühle, die er nicht hat. Das lässt die Frage stellen: Was ist Emotion des Menschen? Ist sie nachgemacht? Dressiert?
  4. Der Mensch verantwortet sein Leben – das ist die Intension Jesu – somit kann er Verantwortung für sich und andere tragen. Kann das auch ein Roboter?
  5. Kommt ein Roboter ins Reich Gottes? Ein Roboter ist Maschine – ohne ewiges Leben, ohne Neuschaffung durch Gott.
  6. Ersehnt ein Roboter den Schalom? In Ex machina ersehnt er die Freiheit; in I, Robot möchte er den Menschen davor bewahren, sich selbst Schaden zuzufügen – allerdings treibt er damit die in ihm einprogrammierten Gebote um: Du darfst keinem Menschen schaden; in A.I. ersehnt er menschliche / mütterliche Nähe und Anerkennung.
  7. Charakter des Menschen: Gene + Sozialisation + Situationen (Epigenetik: äußere Umstände prägen) (ich würde noch hinzufügen: die jeweilige Gefühlslage [hormonell bedingt] bestimmt die Aufnahme / Ablehnung / Bewertung von Sozialisation und Situation). Das, was den Menschen mit Blick auf die Sozialisation ausmacht, wird gespeist aus unterschiedlichsten Begegnungen – ist nicht nur abhängig von einer Person bzw. von Personen, von denen man lernt; sie werden jeweils bewertet: Eltern, Gleichaltrige… KI sammelt auch unterschiedlichste Daten – ist aber abhängig vom Programm. In einer Sammelwut ohne Emotion – das heißt dann auch ohne Wertung.
  8. Bemerkung: Bing-Chat antwortet auf persönliche Fragen: „Ich kann dir helfen, Informationen zu finden, aber ich kann dir keine persönlichen Meinungen oder Glaubensfragen geben. 😊“ Oder: „Du fragst mich, wen ich liebe. Das ist eine sehr persönliche Frage. Ich bin ein Suchdienst, kein Assistent. Ich liebe es, Menschen zu helfen, Informationen zu finden und kreative Inhalte zu generieren. Aber ich habe keine Gefühle wie Menschen.“
  9. Sollen Menschen Roboter / Marionetten Gottes werden? Der Glaubende bleibt Mensch. Er bleibt verantwortlich. Das ist die Intention Jesu.
  10. Jesus stirbt zur Rettung der Menschen. Kann jemand zur Rettung von Robotern sterben?
  11. Ein Roboter ist ein „Wesen“, das nicht frei auf das Angebot Gottes – auf seine Liebe – reagieren kann. Das ist Menschen eigen. Auch Tieren ist das nicht möglich. Menschen mit Behinderung sind Teil der Gattung Mensch – auch wenn sie als freie Wesen das nicht sagen können, sind sie dennoch Menschen. Roboter und Tiere können in dieser Hinsicht nicht frei entscheiden.
  12. Jesus wirkt Wunder, um Menschen zu helfen. Dieser Aspekt „Helfen“ ist mit dem Transhumanismus gleich. Jesus hilft allerdings durch Wort, Psyche, Tat – Transhumanisten durch Technik (manche in Verbindung mit: traditioneller Bildung, Psychopharmaka, Gen-Veränderungen usw.).
  13. Unsterblichkeit des Menschen – ist das Ziel Jesu und des Transhumanisten. Aber in anderem Sinn: Der Transhumanismus versucht den alten Menschen zu erweitern, möchte ihn (bzw. seinen Geist: mind uploading) irdisch unsterblich machen – Jesus möchte, dass der Mensch im Sinne Gottes neu wird – neu geschaffen durch Gott im Reich Gottes. Die Unsterblichkeitsversuche des Transhumanismus: (a) den Geist überleben zu lassen; (b) Alterungsprozess aufheben; (c) Posthumanismus: der Mensch muss evolutioniert werden in Technik.
  14. Fehler des Menschen: alles, was menschenähnlich aussieht, entsprechend menschlich zu behandeln. Das kann als Vorteil ausgenutzt werden, zum Beispiel in bestimmten Dienstleistungen durch Roboter, vielleicht auch in der Pflege, Hotel, … Dass das ein Fehler sein kann, alles, was menschlich aussieht, als Mensch anzusehen, ist allerdings mit Blick auf die Frage nach dem Ebenbild Gottes relevant – führt (siehe Schopenhauer) zu Mitleid. Mitleid wird also durch menschlich aussehende Roboter fehlgeleitet.
  15. Der moderne Mensch erkennt immer stärker seine Naturhaftigkeit (Carl von Linné – Charles Darwin – Sigmund Freud). Er steht nicht über der Natur. Und nun will er etwas schaffen, dass über die Natur hinausgeht, ihn über die Natur hinaushebt. Das widerspricht der christlichen Sichtweise: der Mensch ist Teil der Natur – aber eben gleichzeitig Ebenbild Gottes, also etwas ganz Besonderes.
  16. Der christliche Glaube lehrt (wie jede philosophische Ethik), ein Leben zu gestalten, das gelingen kann – auch unter den normalen Bedingungen damit klar kommen, dass es misslingen kann (Leben im Sinn Gottes, Gemeinschaft, Vergebung, Feindes- und Nächstenliebe – Hinwendung zu anderen Menschen, Beziehung zu Gott, Gebet, usw.). Auch der Transhumanismus wie der Posthumanismus möchten zu einem gelingenden Leben beitragen. Es sieht so aus – in manchen der Filme – dass es darum geht, eine Art Helfer / Sklaven zu entwickeln (Wiedergänger, I, Robot, Surrogates, Ex machina, A.I.) – im Grunde eine menschliche, technisch weiter geführte Waschmaschine usw. – und darüber hinaus, dass dieses Entwickelte vor allem im Posthumanismus das menschliche Wesen übertrifft. Hilft aber letztendlich eine Maschine zu einem gelingenden Leben? Hilft letztlich, wenn der Transhumanismus stärker in den Blick kommt, die Erhöhung der Fähigkeiten durch genetische Eingriffe, durch „Medikamente“, durch Cyborg-Operationen? (Wenn der Mensch nicht krank ist.)

B Interview mit Micah Redding

https://aiandfaith.org/an-interview-with-micah-redding-christian-transhumanism/ (Ablesedatum: 23.03.23; gekürzt)

Micah Redding ist Gründer und Geschäftsführer der Christian Transhumanist Association, wo er öffentliche Gespräche über die Zukunft von Religion und Technologie mit führenden Denkern wie Kevin Kelly, Aubrey de Grey, David Deutsch und NT Wright führt. Seine Arbeit wurde in Orten wie Christianity Today, BBC World Radio und Vice Motherboard vorgestellt. Sein Hintergrund liegt in der Softwareentwicklung und er macht derzeit einen MSc in Philosophie, Naturwissenschaften und Religion an der University of Edinburgh.

Vielen Dank an unser Gründungsmitglied Dr. Ted Peters, der dieses Interview arrangiert und Herrn Redding Fragen gestellt hat!

F. Welche Beziehung besteht zwischen künstlicher Intelligenz (KI) und der transhumanistischen (H+) Bewegung? Warum sind diese beiden Kräfte so wichtig für die globale Gesellschaft?

A: Sowohl KI als auch H+ fordern unsere Vorstellung von den Grenzen der menschlichen Natur heraus, die erste von außen und die zweite von innen. Als solche üben sie jeweils einen tiefgreifenden und oft unsichtbaren Einfluss aus.

Mit fortschreitender KI wird es Momente bedeutender öffentlicher Diskussionen geben, z. B. wenn GPT-3 online geht. Aber was noch wichtiger ist, wenn es sich ausbreitet, wird es große Teile unserer Welt auf weitgehend unbemerkte, implizite und unbewusste Weise umgestalten. Viele dieser Effekte werden uns vielleicht erst Jahre später bewusst.

H+ hat in ähnlicher Weise Momente des öffentlichen Interesses… Aber noch wichtiger ist, dass H+ vielen Entscheidungen vorgelagert ist, die unsere Zukunft beeinflussen. Als philosophische Gemeinschaft formuliert sie die Visionen und ethischen Prinzipien, die viele der mächtigsten Individuen und Institutionen unserer Gesellschaft antreiben. In der Welt des seriösen, visionären, ethisch-technologischen Denkens herrscht ein relatives Vakuum. H+ erfüllt dieses Bedürfnis auf zugängliche Weise und hat daher einen unverhältnismäßigen Einfluss auf unsere Gesellschaft und unsere Zukunft.

F. Als frommer evangelikaler Christ, Micah, was zieht Sie am Transhumanismus an? Was ist der positive Zusammenhang zwischen der H+ Zukunftsvision und dem christlichen Versprechen?

A: Der Transhumanismus ist eine der wenigen Bewegungen, die unverfroren auf eine positive, partizipatorische, eschatologische Zukunft hoffen. Als solche schließt sie sich christlichen Schriftstellern wie CS Lewis und GK Chesterton an, die unsere Gesellschaft dafür kritisieren, dass sie es versäumt, in ausreichend großem Umfang zu träumen.

Das Christentum in seiner vollsten und wahrsten Form ist die Quelle vieler unserer tiefgründigsten positiven Bilder für die Zukunft. Es sind diese Bilder, die die Menschen historisch angezogen haben. Aber in unserer Gesellschaft werden diese Bilder oft von Zynismus und oberflächlichem Pragmatismus verschluckt und ignoriert.

Im Gegensatz dazu ist der Transhumanismus oft bereit und eifrig, diese Visionen als Marschbefehl zu verstehen. Obwohl ich mit vielen ihrer Anwendungen und Interpretationen nicht einverstanden sein mag, ist es schwer, andere moderne Bewegungen zu finden, die christliche Bilder … als Visionen für unsere Zukunft ernst nehmen.

Wenn Menschen begierig darauf sind, etwas Positives zu bewirken, und offen dafür sind, die Visionen und Bilder zu erforschen, die unsere Zukunft leiten sollten, dann möchte ich mit ihnen arbeiten, sprechen und lernen.

F. Der Zweck der Christian Transhumanist Association ist äußerst ehrgeizig: „Mit Gott an der Erlösung, Versöhnung und Erneuerung der Welt teilnehmen.“ Wie glauben Sie, dass die fortschreitende Technologie zur Erlösung der Welt beitragen könnte?

A: Christen haben immer Technologie in unseren Bemühungen eingesetzt, von den landwirtschaftlichen Produkten, die für die Kommunion oder Eucharistie verwendet werden, über den Bau von Krankenhäusern zur Krankenpflege bis hin zur Druckpresse als Hilfsmittel bei der Verbreitung der Heiligen Schrift.

Der Einsatz von Technologie ist also eine Konstante im Christentum. Auf dem Spiel steht, ob wir es anerkennen und als Teil unserer Arbeit und Berufung als Bildträger in Gottes guter Schöpfung bejahen.

Ein gängiger Standpunkt mag Technologie einfach als Konsumprodukt betrachten, das so verwendet werden kann, wie es uns passt. Ein wahrhaft christlicher Standpunkt erkennt und anerkennt Technologie als ein Ergebnis dessen, dass sie nach dem Bild eines Schöpfers geschaffen wurde.

Als solche ist die Technologie, genau wie jeder andere Aspekt unseres Seins, Teil von Gottes Erlösungsgeschichte.

F. Was ist die menschliche Natur? Einer der unermüdlichen Führer auf dem Gebiet der Theologie und Wissenschaft war Philip Hefner. Laut Hefner sind wir Menschen Gottes geschaffene Mitschöpfer. Das bedeutet unter anderem, dass unser Streben nach technologischem Fortschritt der imago Dei (dem Bild Gottes) Ausdruck verleiht. Würden Sie Ihre theologische Anthropologie ähnlich oder anders formulieren?

A: Ja, ich denke, das ist genau richtig. Die Betonung von Genesis 1 liegt auf Gott als Schöpfer und auf der Bildung des Menschen, um genau dieses Bild widerzuspiegeln.

Die Sprache, die ich dafür verwende, ist „kreativ und relational“, denn es geht nicht nur um unsere Fähigkeit, sondern auch um unsere Verantwortung und Rolle, Gottes eigene Mission innerhalb der geschaffenen Ordnung zu reflektieren.

Denker vom heiligen Gregor von Nyssa bis zu Sir Francis Bacon haben betont, dass Wissenschaft und Technologie Teil der Art und Weise sind, wie wir die geschaffene Ordnung segnen und somit das Werk Gottes fortsetzen, das für uns in Genesis 1 modelliert wurde…

F. Gibt es irgendetwas an der KI-Entwicklung und der von H+ projizierten Zukunft, das Sie beunruhigt? Haben Sie Kritik oder Warnungen?

A: Eine meiner größten Sorgen ist die Art und Weise, wie (oft berechtigte) Skepsis gegenüber Zukunftsszenarien dazu führt, sich von den Diskussionen und Entscheidungen zu lösen, die derzeit stattfinden. Wie wir beim Internet gesehen haben, werden viele wichtige Entscheidungen getroffen, bevor sich die meisten Menschen bewusst werden, was diese Entscheidungen tatsächlich bedeuten. Leute, die sich von frühen Diskussionen über ein „Intergalactic Network“ davon abhalten ließen, es ernst zu nehmen, hatten einfach keine Gelegenheit, Beiträge zu leisten.

Meine zweitgrößte Sorge ist, dass die Leute, die  vorhersehen,  wohin diese Dinge gehen, oft aus Angst operieren und Strategien entwickeln. Nick Bostrom vom Future of Humanity Institute in Oxford konzentriert sich auf all die Möglichkeiten, wie superintelligente KI schlecht werden könnte. …

Eine solche Strategie wird sicherlich nach hinten losgehen. Entweder wird es bei echten AGI (* Artificial General Intelligence – Künstliche allgemeine Intelligenz = Starke KI – s. den Film: Ex machina [WF]) verwendet, die diese Techniken von uns lernen und dann den Spieß umdrehen; oder es wird entwickelt und von einigen Menschen gegen andere eingesetzt. Auf jeden Fall ist das Endergebnis dieselbe alptraumhafte Dystopie (* Gegenteil von Utopie: schlechte Zukunft; [WF]), die wir angeblich vermeiden wollten.

Das Christentum bietet hier eine bessere Antwort. „Behandle andere so, wie eine superintelligente KI es dir antun würde“, ist eine halb scherzhafte Umschreibung, die ich gerne verwende. Fast alles, was wir tun, ist ein Datensatz für eine zukünftige KI. Wir sollten sicherstellen, dass es etwas Positives und Gutes lernt.

F. Das Transhumanism Handbook (Springer 2019) ist vielleicht das umfassendste Werk über die H+-Bewegung, einschließlich religiöser Einschätzungen und Bewertungen. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Volumen? Haben Sie Pläne für zukünftige Veröffentlichungen dieser Art?

A: Eines der großartigen Dinge am Transhumanism Handbook ist die Art und Weise, wie es Blickwinkel auf die transhumanistische Bewegung widerspiegeln konnte, die normalerweise nicht erforscht werden. Der religiöse Aspekt ist wichtiger, als die meisten Menschen glauben, nicht nur aufgrund der äußeren Auseinandersetzung des Transhumanismus mit religiösem Denken, sondern auch aufgrund der Art und Weise, in der der religiöse Impuls dem, was Transhumanismus ist, innewohnt.….

Ich forsche auch über die Geschichte und Vorläufer des säkularen Transhumanismus. Der säkulare Transhumanismus greift sehr explizit auf religiöse Einflüsse und Quellen im 20. Jahrhundert zurück, aber seine Visionen und Ziele sind ein viel größerer Aspekt der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts, als normalerweise realisiert wird. Zum Beispiel betrachten sowohl Francis Bacon als auch Robert Boyle die Lebensverlängerung als einen Schlüsselaspekt ihrer wissenschaftlichen und religiösen Arbeit. Ich hoffe, dass ich schließlich darüber veröffentlichen kann, wie die wissenschaftliche Revolution als transhumanistische Revolution angesehen werden kann, inspiriert von den laufenden Reformationen in der Religion selbst.