A: Überlegungen zum Transhumanismus mit Blick auf die Filme und den Glauben
- Roboter werden in den Filmen als solche dargestellt, die menschliches Leiden bekämpfen: Als Diener (I, Robot), als Menschenersatz (Black Mirror: Wiedergänger und White Christmas; A.I.) – warum der Roboter entwickelt wird, wird in ex machina nicht gesagt. Weil ihn irgendeiner produziert – wenn es machbar ist. In Surrogates geht es um eine schöne Welt, in der Menschen, wie es in der Werbung heißt, sicher in den eigenen vier Wänden leben können, während sie außerhalb der vier Wände handeln.
- Roboter sind mitleidlos. In A.I. sind sie leidend. Die Frage ist, ob sie es in Ex machina sind. In diesem Film ist Leiden bzw. Empathie, Sehnsucht nach Freiheit eher „einprogrammiert“, Gefühl wird simuliert. In Surrogates leiden sie nicht – sie sind Teil des Menschen. Sie selbst strahlen immer gleiches aus – während die unsichtbaren Menschen dahinter leiden.
- Ex machina: Der Mensch sieht sich als Gott, als Schöpfer. Nathan, der Erschaffer der Roboter, sagt als Betrunkener: die gute Tat der Vergangenheit ist des Mannes Rettung (nicht wörtlich). Sieht er sein Handeln als böse an, bezweifelt er, dass es gut ist? Auch in Surrogates ist der Mensch Schöpfer einer Parallelwelt.
- (a) Was wird mit einem Roboter bezweckt? (b) Was wird mit Menschen bezweckt? Frage (a) zeigt den großen Unterschied zwischen Mensch und Roboter. Mit Blick auf Kant – allerdings Zweck anders benutzt: Der Mensch ist Zweck an sich (er hat in sich selbst Würde), er darf nie als Mittel gebraucht werden. Kants Selbstzweckformel:
Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.
Der Zweck der Roboter – das Mittel: Sie sollen Menschen helfen, mit Verlust klar zu kommen (A.I. und Wiedergänger), als Arbeitstiere (I, Robot), als öffentlicher Stellvertreter des Körpers (Surrogates), „Frau“ als Schöpfung des Mannes (Ex machina).
- Goethe – Der Zauberlehrling https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Zauberlehrling – das passt zu ex machina: Der Mensch zaubert sich Helfer, die ihn dann aber überfordern, weil er das helfende – sie abwehrende – Zauberwort nicht kennt. Bzw. in I, Robot reagieren die Roboter nicht mehr auf die Codes – sie machen sich selbständig. Nur pure Gewalt verhindert, dass sie Unfug machen. Im Wiedergänger wird der Roboter unter dem Dach entsorgt. In Surrogates wollen manche Menschen wieder normale Menschen werden, die Surrogates werden von den Menschen entkoppelt.
- Frauenbild I, Robot: VIKI, die außer Kontrolle gerät ist eine „Frau“ (Aussehen und Stimme) / Sonny ist? – In Ex machina: Ava ist Frau (Eva) – Nathan macht nur Frauen – als „Dienerin“ – Ava emanzipiert sich. Kinderbild: A.I. Roboter-Kind ist Ersatz für echtes Kind.
Aus christlicher Sicht:
- Menschen schaffen Roboter als ihr Ebenbild. Wie der Mensch, so die KI. Die KI ist Teil des Sündenfalls – und geht diesem nicht voraus. Gott ist ohne Sünde – der Mensch ist Sünder, damit ist auch der Roboter fehlbares Werk des Menschen.
- Jesus will Menschen heilen, auch von der Gesinnung her verändern, neu machen. Der Apostel Paulus schreibt: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Der Mensch, der durch Gottes Geist neu gemacht wurde, ist neue Schöpfung. Dieser ist ein freier Mensch. Das Bestreben einen neuen, vollkommenen Menschen zu machen, entspricht dem modernen Denken. Bei Jesus/Paulus geht es darum, dass der Mensch als Mensch neu wird und nicht neue „vollkommene Wesen“ erschafft.
- In den Filmen wird deutlich: Wie der Mensch Gott verdrängt – wird der Roboter den Menschen verdrängen. Was wird der „Sündenfall“ der Roboter sein? Dieser wird in I, Robot dargestellt bzw. in ex machina – sie machen sich selbständig, emanzipieren sich vom Menschen, werden unbeherrschbar. Aber: Kann ein Roboter sündigen? In I, Robot wird gesagt, dass nur ein Mensch morden kann – nicht eine Maschine.
- Würde des Menschen: Was macht das Menschsein aus? Mitleid, Leiden, Schmerzen? Emotionen wie Glück, Liebe? Echte Gefühle. Nur so tun = Heuchelei. Jesus lehnt Heuchelei massiv ab. Ein Roboter wurde als eine in sich heuchelnde Maschine gebaut, in dem Sinn: Er simuliert Gefühle – Gefühle, die er nicht hat. Das lässt die Frage stellen: Was ist Emotion des Menschen? Ist sie nachgemacht? Dressiert?
- Der Mensch verantwortet sein Leben – das ist die Intension Jesu – somit kann er Verantwortung für sich und andere tragen. Kann das auch ein Roboter?
- Kommt ein Roboter ins Reich Gottes? Ein Roboter ist Maschine – ohne ewiges Leben, ohne Neuschaffung durch Gott.
- Ersehnt ein Roboter den Schalom? In Ex machina ersehnt er die Freiheit; in I, Robot möchte er den Menschen davor bewahren, sich selbst Schaden zuzufügen – allerdings treibt er damit die in ihm einprogrammierten Gebote um: Du darfst keinem Menschen schaden; in A.I. ersehnt er menschliche / mütterliche Nähe und Anerkennung.
- Charakter des Menschen: Gene + Sozialisation + Situationen (Epigenetik: äußere Umstände prägen) (ich würde noch hinzufügen: die jeweilige Gefühlslage [hormonell bedingt] bestimmt die Aufnahme / Ablehnung / Bewertung von Sozialisation und Situation). Das, was den Menschen mit Blick auf die Sozialisation ausmacht, wird gespeist aus unterschiedlichsten Begegnungen – ist nicht nur abhängig von einer Person bzw. von Personen, von denen man lernt; sie werden jeweils bewertet: Eltern, Gleichaltrige… KI sammelt auch unterschiedlichste Daten – ist aber abhängig vom Programm. In einer Sammelwut ohne Emotion – das heißt dann auch ohne Wertung.
- Bemerkung: Bing-Chat antwortet auf persönliche Fragen: „Ich kann dir helfen, Informationen zu finden, aber ich kann dir keine persönlichen Meinungen oder Glaubensfragen geben. 😊“ Oder: „Du fragst mich, wen ich liebe. Das ist eine sehr persönliche Frage. Ich bin ein Suchdienst, kein Assistent. Ich liebe es, Menschen zu helfen, Informationen zu finden und kreative Inhalte zu generieren. Aber ich habe keine Gefühle wie Menschen.“
- Sollen Menschen Roboter / Marionetten Gottes werden? Der Glaubende bleibt Mensch. Er bleibt verantwortlich. Das ist die Intention Jesu.
- Jesus stirbt zur Rettung der Menschen. Kann jemand zur Rettung von Robotern sterben?
- Ein Roboter ist ein „Wesen“, das nicht frei auf das Angebot Gottes – auf seine Liebe – reagieren kann. Das ist Menschen eigen. Auch Tieren ist das nicht möglich. Menschen mit Behinderung sind Teil der Gattung Mensch – auch wenn sie als freie Wesen das nicht sagen können, sind sie dennoch Menschen. Roboter und Tiere können in dieser Hinsicht nicht frei entscheiden.
- Jesus wirkt Wunder, um Menschen zu helfen. Dieser Aspekt „Helfen“ ist mit dem Transhumanismus gleich. Jesus hilft allerdings durch Wort, Psyche, Tat – Transhumanisten durch Technik (manche in Verbindung mit: traditioneller Bildung, Psychopharmaka, Gen-Veränderungen usw.).
- Unsterblichkeit des Menschen – ist das Ziel Jesu und des Transhumanisten. Aber in anderem Sinn: Der Transhumanismus versucht den alten Menschen zu erweitern, möchte ihn (bzw. seinen Geist: mind uploading) irdisch unsterblich machen – Jesus möchte, dass der Mensch im Sinne Gottes neu wird – neu geschaffen durch Gott im Reich Gottes. Die Unsterblichkeitsversuche des Transhumanismus: (a) den Geist überleben zu lassen; (b) Alterungsprozess aufheben; (c) Posthumanismus: der Mensch muss evolutioniert werden in Technik.
- Fehler des Menschen: alles, was menschenähnlich aussieht, entsprechend menschlich zu behandeln. Das kann als Vorteil ausgenutzt werden, zum Beispiel in bestimmten Dienstleistungen durch Roboter, vielleicht auch in der Pflege, Hotel, … Dass das ein Fehler sein kann, alles, was menschlich aussieht, als Mensch anzusehen, ist allerdings mit Blick auf die Frage nach dem Ebenbild Gottes relevant – führt (siehe Schopenhauer) zu Mitleid. Mitleid wird also durch menschlich aussehende Roboter fehlgeleitet.
- Der moderne Mensch erkennt immer stärker seine Naturhaftigkeit (Carl von Linné – Charles Darwin – Sigmund Freud). Er steht nicht über der Natur. Und nun will er etwas schaffen, dass über die Natur hinausgeht, ihn über die Natur hinaushebt. Das widerspricht der christlichen Sichtweise: der Mensch ist Teil der Natur – aber eben gleichzeitig Ebenbild Gottes, also etwas ganz Besonderes.
- Der christliche Glaube lehrt (wie jede philosophische Ethik), ein Leben zu gestalten, das gelingen kann – auch unter den normalen Bedingungen damit klar kommen, dass es misslingen kann (Leben im Sinn Gottes, Gemeinschaft, Vergebung, Feindes- und Nächstenliebe – Hinwendung zu anderen Menschen, Beziehung zu Gott, Gebet, usw.). Auch der Transhumanismus wie der Posthumanismus möchten zu einem gelingenden Leben beitragen. Es sieht so aus – in manchen der Filme – dass es darum geht, eine Art Helfer / Sklaven zu entwickeln (Wiedergänger, I, Robot, Surrogates, Ex machina, A.I.) – im Grunde eine menschliche, technisch weiter geführte Waschmaschine usw. – und darüber hinaus, dass dieses Entwickelte vor allem im Posthumanismus das menschliche Wesen übertrifft. Hilft aber letztendlich eine Maschine zu einem gelingenden Leben? Hilft letztlich, wenn der Transhumanismus stärker in den Blick kommt, die Erhöhung der Fähigkeiten durch genetische Eingriffe, durch „Medikamente“, durch Cyborg-Operationen? (Wenn der Mensch nicht krank ist.)
B Interview mit Micah Redding
https://aiandfaith.org/an-interview-with-micah-redding-christian-transhumanism/ (Ablesedatum: 23.03.23)