Verkündigung und Mission

Die Anfänge im Judentum

Aufgabe 1:
Frische das auf, was wir im Unterricht zum Thema Judentum erarbeitet haben. Dazu schaue auch hier noch einmal nach: https://mini.evangelische-religion.de/judentum-1-glaube/

Der christliche Glaube ist aus dem Judentum hervorgegangen – als eine Reformbewegung des Judentums. Jesus von Nazareth wollte seinem glaubenden Volk neue Impulse geben. Es sollte sich auf Gott einlassen, so wie er es verkündigt hat. Er hatte manche männliche und weibliche Anhänger – Nachfolger – Schüler. Diese machten, nachdem Jesus hingerichtet worden war, ganz neue Erfahrungen: Jesus ist nicht tot – er lebt. Jesus ist der von Propheten angekündigte und erwartete Messias, der Christus. Diese Erfahrungen, verbunden mit der Erfahrung, dass er den Seinen seinen heiligen Geist gibt, hat dazu beigetragen, dass sich der christliche Glaube vom Judentum immer mehr löste. Beide gingen dann eigene Wege.

Bevor das aber soweit war, versuchten seine Jünger wie Jesus selbst das jüdische Volk von seiner Sicht zu überzeugen. Dazu wurden unterschiedlichste Mittel angewandt.

Jesus selbst schickte 12 bzw. 70 Jünger aus, damit sie in Israel möglichst breit die frohe Botschaft, das Evangelium, von der Nähe Gottes verkündigen. Manche wurden überzeugt. Viele nicht. Es gab Ärger, es gab Verfolgungen, Missachtungen. Aber sie ließen sich nicht entmutigen. Sie versuchten Menschen zu überzeugen durch Worte (Predigten, Argumentationen, Bibelauslegungen, neue Lieder) und durch Taten (Diakonie: Hungrigen Nahrung geben, Nackte zu kleiden, Benachteiligte und Ausgestoßene in die Gemeinschaft aufzunehmen).

Aufgabe 2:
Grundlage der Mission ist der so genannte Missionsbefehl Jesu. Er lautet: Jesus Christus sagt laut Matthäusevangelium 28:


Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt

Was meinst Du: Wenn Jesus sagt: Macht zu Jüngern alle Menschen – wie wünscht er sich die Vorgehensweise der Nachfolgerinnen und Nachfolger? Ein Tipp: Wie würde Jesus vorgegangen sein? Wie ist Jesus vorgegangen?

Manche der vom Evangelium Überzeugten blieben eng am jüdischen Gesetz (so der Bruder Jesu, Jakobus), manche lösten sich aus der Sicht gesetzlicher Christen zu stark vom Gesetz (so der Apostel Paulus), manche waren irgendwo zwischen den Extremen zu finden (so der Apostel Petrus). Aber sie hatten alle eine gemeinsame Strategie: Reden und Tun.

Aufgabe 3: Lies die Apostelgeschichte Kapitel 15: https://www.bibleserver.com/LUT/Apostelgeschichte15
(a) Worum geht es? (b) Worauf einigte man sich?

2. Die Anfänge im Heidentum (bei Römern und Griechen)

Besonders aktiv war der Apostel Paulus und viele andere, manche sind mit Namen bekannt, manche nicht. Sie verkündigten das Evangelium überall: im Westen bis nach Rom und Spanien, in Nordafrika, nach Osten Richtung Iran und Indien, nach Süden bis nach Äthiopien. Soweit noch Schriften vorliegen, können wir sehen, was oben schon genannt wurde: Die Menschen, die als Heiden Christen wurden, waren zum Teil noch stark in ihrer alten Religion eingebunden, manche lösten sich ganz, manche lavierten irgendwo dazwischen.

Aufgabe 4:
Lies aus dem Römerbrief das Kapitel 14: https://www.bibleserver.com/LUT/R%C3%B6mer14
(a) Worum geht es? (b) Welche Lösung bietet der Apostel Paulus an?

3. Apologeten, Konstantin der Große und Theodosius der Große

Nach der Zeit der Anfänge begann eine intensive Diskussion mit heidnischen Philosophen und anderen. Es ging darum, das Christentum von ungerechtfertigten Vorwürfen und Vorurteilen zu befreien. Die Menschen, die das versucht haben, nennt man Apologeten. Manche von ihnen haben versucht zu zeigen, dass das Christentum philosophischen Traditionen der Heiden entspricht. So wurden dann manche Philosophen und Schriftsteller zu Vorläufern des christlichen Glaubens erklärt. Es kam zu „Dialogen“ mit Menschen anderer Religionen, allerdings aus der Position einer Minderheit heraus. Das heißt: Man versuchte mit den anderen zu reden, versuchte sie mit Hilfe der Philosophie zu überzeugen, aber ob jemand wirklich zugehört hat, weiß man nicht so genau. Die Auseinandersetzungen waren zum Teil sehr heftig und die heidnischen Machthaber griffen nicht selten zur Gewalt, zu Verfolgungen, Foltern, Todesurteilen, Verbannungen, Strafarbeit in Bergwerken usw.

Parallel zur geistigen Auseinandersetzung haben Christen ein großes Netzwerk zwischen den Gemeinden geschaffen. Reisende Christen konnten bei anderen Christen übernachten, man tauschte Erfahrungen aus. Zudem hat man überall Anlauftstellen errichtet, zu denen Bedürftige kommen konnten.

Zur Mission gehören zwei Beine:
Wort-Verkündigung und helfende Taten.

Im Jahr 312 wurde das Christentum durch Konstantin den Großen als Religion anerkannt. Theodosius der Große hat es dann 380 zur Hauptreligion ernannt. Das Christentum wurde dominant und erhob sich auch über die anderen Formen von Religion.

Auch hier also: Es gab Christen, die das Christentum stärker mit den heidnischen Traditionen verwoben hat, es gab Christen, die dem vollkommen entgegenstanden und zwischen beiden Extremen gab es eine Unmenge an Positionen.

Aufgabe 5:
(a) Wie heißen die Menschen, die das Christentum mit Hilfe von Schriften verteidigten?
(b) Die Namen der beiden Herrscher muss man einfach kennen und einordnen können.

4. Das Christentum an der Macht

Als sich das Christentum dann in manchen Bereichen um das Mittelmeer herum vollkommen durchgesetzt hatte, trat es immer dominanter auf. Es gab manche Übergriffe auf Menschen anderer Religionen. Der Mob hatte nur einen anderen Namen. Während es vorher heidnischer Mob war, der Juden und Christen bedrängte, so war es nun christlicher Mob. Aber – und das ist festzuhalten – gleichzeitig übernahm der christliche Glaube immer stärker heidnische Elemente. Die Übernahme alter Traditionen ist häufig nicht bewusst. Sie geschieht automatisch, da der Mensch nicht alles reflektiert bzw. reflektieren kann. Diese Übernahme von alten Traditionen nennt man „Inkulturation“ gleichzeitig wird allerdings auch die Tradition verändert. Die Philosophie Platons wurde wie die der Stoiker stark in den christlichen Glauben aufgenommen. Aber eben immer auch durch den christlichen Filter. Nicht alles wurde übernommen, sondern nur das, was aus der Perspektive des Glaubens wichtig war. Diese Übernahmen führen auch immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den jeweiligen christlichen Gruppen.

Aufgabe 6:
(a) Wie heißt die Übernahme von Tradition in die neue Religion – bzw. die Veränderung der Tradition durch die Religion?
(b) Welche philosophischen Traditionen beeinflussten das Christentum besonders?

5. Christentum in Mitteleuropa

Die Situation in den nördlichen Bereichen Mitteleuropas unterscheidet sich massiv von den Bereichen am Mittelmeer. Im Norden waren es vor allem Mönche, die versucht haben, den christlichen Glauben in den unterschiedlichsten Stämmen zu verkündigen. Warum Germanen und Goten usw. den christlichen Gott angenommen haben, lässt sich kaum mehr so genau sagen. Es ist zu vermuten, dass er sie imponierte: Er war der Gott, der die Götter der Römer eroberte, er war also der stärkere Gott. Und von diesem Gott erhoffte man eben Siege. Von daher war der Religionswechsel des jeweiligen Königs der Auslöser dafür, dass das Volk ebenso den Wechsel der Religion vollzog (was bis in die Reformationszeit praktiziert wurde: cuius regio, eius religio: Wessen Herrschaft – dessen Religion). Es geht nicht allein um militärische Siege, sondern der christliche Glaube war äußerst modern: Er brachte Bildung, eine neue Moral in die alten Gesellschaften. Karl der Große hat das Christentum massiv gefördert. Klöster waren Bildungs- und Verwaltungszentren, Zentren, in denen Kranke behandelt wurden, man forschte in ihnen, sie brachten eine Vernetzung von Straßen nach Mitteleuropa und dienten als Hotels und mancherorts gleichzeitig als Grenzanlage. Es dauert normalerweise Jahrhunderte, bis sich das Wesentliche christlichen Glaubens durchgesetzt hat. So läuft manches, was die Germanen glaubten und christliches nebeneinander her, manchmal verschwand der christliche Glaube wieder, manchmal wurde er stärker betont. Leider ist aber das, was die jeweiligen Stämme Mitteleuropas glaubten, kaum mehr zu erkennen. Parallel liefen zum Beispiel Grabbeigaben christlichen und heidnischen Ursprungs. Und das darf man nicht übersehen: Das Leben nach dem Tod, die Auferstehung, dürfte wie das Leiden Jesu wesentlich für die Übernahme des christlichen Glaubens gewesen sein. Das lassen Gedichte aus der Zeit erkennen. Das alles gab es im germanischen Glauben so nicht: der Herzog lässt sich für seine Untergebenen hinrichten – und steht als Herrscher von den Toten auf. Die Bibelübersetzung der Heliand betont Jesus als Herzog, der seine Vasallen um sich schart. Die Ernennung von Heiligen, lässt manchmal die Tradition der Götterverehrung ahnen. Heidnische Symbole gibt es bis jetzt an Hausgiebeln (Pferdeköpfe) in Norddeutschland. Das Recht war weiterhin lange Zeit sehr stark germanisch geprägt: Gottesurteil. (Wenn man nicht wusste, wer Unrecht getan hat, mussten Beschuldigte etwas tun. Wenn sie es schafften, waren sie frei, wenn nicht, wurden sie verurteilt. Dieses Recht geht stark auf psychische Komponenten ein. Wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat, verlässt ihn die Kraft schneller als wenn er ein gutes Gewissen hat. Freilich gab es auch absurde und äußerst brutale Formen.)

Aufgabe 7:
Warum haben germanische Stämme vermutlich den christlichen Glauben übernommen?

6. Mission und Gewalt

Nicht immer lief es verhältnismäßig friedlich ab. Es ging natürlich auch um Macht. Christliche Herrscher waren manchmal genauso machthungrig wie Herrscher in heidnischer Zeit. Aus etwas anderer Perspektive: Karl der Große hat die sächsische Elite, die immer wieder die Franken angegriffen hat, nach dem Sieg (ca. 804) vor die Wahl gestellt: Sie werden Christen oder umgebracht. Das war wohl taktisch gedacht, weil die aufmüpfigen Sachsen durch den christlichen Glauben diszipliniert werden sollten. Otto der Große (*912-973) war einer der bedeutendsten Herrscher aus dem sächsischen Adelsgeschlecht, der den christlichen Glauben massiv förderte.

Es gab Kreuzzüge von Christen gegen Christen in Europa – sie dienten nicht der Missionierung. Die Kreuzzüge ins heilige Land (11.-14. Jahrhundert) dienten in erster Linie ebenso nicht der Missionierung, sie dienten der Verteidigung von Byzanz gegen muslimische Angriffe. (Informationen: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/kirche/kreuzzuege/ )

Wir vergessen leicht, dass die Neuzeit mit dem Kolonialismus, den damit verbundenen Versklavungen unter den Völkern schlimmer gewütet hat, als die Kreuzzüge.

Missionierende Mönche begleiteten die Portugiesen (ab dem 15. Jh.) und die Spanier (15./16. Jh.) während der Eroberung von Südamerika. Der europäische Kolonialismus ist nicht ohne missionierende Kirchen zu sehen. Allerdings stellten sich die Missionare manchmal auf die Seite der Einheimischen gegen die Eroberer – aber leider zu selten, nur selten mit Erfolg. Gewalt gegen Missionare und Mission war kurzfristig wirkungsvoller – aber langfristig hat Mission doch mehr bewirkt.

Berühmte Beispiele sind die Dominikaner-Mönche Antonio de Montesinos und Bartholome de las Casas.

Über las Casas kann man den Untertitel auf deutsch umschalten – aber englisch ist wohl leichter zu verstehen:

Aufgabe 8:
Wie wird Las Casas dargestellt? (Die Frage soll so allgemein gestellt sein.)

Bekannt ist auch, dass britische Handelsorganisationen (Ostindien Kompagnie) keine Missionare in Indien haben wollten, weil diese Menschlichkeit, Menschenrechte und Gerechtigkeit einforderten. Das Argument der Ostindienkompagnie war vordergründig, man solle der Traditionen der Hindus in Indien nicht respektlos entgegentreten. Entsprechend hielten sich englische Geschäftsleute Mädchen als Sexspielzeug – und sie wollten sich durch die Missionare nicht reinreden lassen. Frauen – manchmal noch Teenager – wurden in Indien langsam mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt, die Kinder blieben dann allein und ohne Schutz zurück. Es gab einen massiven Kampf in Großbritannien darum, ob Missionare nach Indien geschickt werden sollen oder nicht.

Ebenso wollten Sklavenhalter in den USA keine Missionare unter Sklaven, weil sie befürchteten, diese könnten sie aufmüpfig machen. Letztlich hatten sie recht – und immer mehr geflohene, ehemalige Sklaven setzten sich – biblisch begründet – massiv für die Sklaven ein.

Oder Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Südafrika die sogenannten Kaffernkriege. Weil die Missionare zu den unterdrückten Schwarzen hielten, wurden sie von Buren wie Engländern als unpatriotisch bezeichnet und auch massiv bekämpft. Das Ziel der Missionare war schon damals – so lässt der berühmte Forscher und Missionar Livingstone erkennen – einheimische zu Missionaren auszubilden. Das heißt eben: Bildung.

Und so gab es immer Auseinandersetzungen zwischen frommen Christen, die für die Menschlichkeit eintraten und Allerweltschristen, die es aus welchen Gründen auch immer nicht getan haben.

Aufgabe 9:
Warum waren viele gegen die Missionierung von Menschen anderer Völker eingestellt? Erstelle eine Liste.

Ein ganz bedeutsamer Missionar war Bartholomäus Ziegenbalg. In Deutschland ist er kaum noch bekannt, dafür aber sehr in Indien, so sehr, dass man sogar einen Spielfilm über ihn gedreht hat.

Aufgabe 10:
(a) Wer war Bartholomäus Ziegenbalg? Lies hier – und gestalte eine Zeitachse: https://www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de/der-missionar-bartholomaeus-ziegenbalg/
(b) Wenn Du auf Youtube den Namen Bartholomäus Ziegenbalg eingibst, was fällt Dir auf?

7. 19.-21. Jahrhundert

Aufgabe 11:

Lies die Texte

Was wird über die protestantische / evangelische Mission gesagt?
(a) Wer war hauptsächlich daran beteiligt?
(b) Woran war Francke gelegen?
(c) Was lehrte Zinzendorf?
(d) Welche Folgen hat das Zerbrechen der europäischen Mission?
(e) Was hat man in der Gegenwart gelernt?
(f) Was ist das Ziel jeglicher Mission?

(g) Wie ist der Beitrag aufgebaut?
(h) Greife aus den drei Abschnitten jeweils einen Punkt heraus, den Du für wichtig hältst: richtig oder kritikwürdig.

(i) Worüber herrschen mit Blick auf Mission Auseinandersetzungen?
(j) Wogegen wird keiner etwas haben?
(k) Welche Konsequenzen zieht der Verfasser daraus für den Interreligiösen Dialog?

8. Missionierungsverbote

In vielen Ländern ist es gegenwärtig schwer, den christlichen Glauben zu leben. Jede öffentliche Äußerung als Christ kann als Missionierungsversuch ausgelegt werden. In vielen Ländern gibt es solche Gesetze, die es verbieten, dass Menschen Christen werden, es aber nicht verbieten, vom Christentum zur Landesreligion zu konvertieren: Islamische Staaten verbieten Konversionen, der hinduistische Staat Indien und andere.

(Eine Anmerkung zum Film: Nicht allein muslimische Uiguren werden in China in Lager gepresst, sondern auch Christen.)

Zu dem Thema Religionsfreiheit als Menschenrecht, stöbere auf dieser Seite herum: https://www.missio-hilft.de/informieren/wofuer-wir-uns-einsetzen/religionsfreiheit-menschenrechte/