Vorbemerkungen: Religionen

Vorwort an interessierte Eltern und Schülerinnen und Schüler.

Ein paar Vorüberlegungen.

Es gibt unterschiedliche Zugänge zu Religionen:

  • Der theologische Zugang

Ein theologischer Zugang denkt über die Beziehung des Menschen zu Gott nach. Das bedeutet aus christlicher Perspektive: Gott als derjenige, der die Welt erschaffen hat, genauer gesagt: der durch seinen Geist die Welt erschaffen hat und erhält, hat in den Menschen eine Sehnsucht nach Gott „eingepflanzt“. Der Mensch, der sich jedoch von Gott abgewendet hat, versucht nun aus seiner eigenen Vorstellung heraus, diese Sehnsucht zu stillen. So kommt es dann zu unterschiedlichsten Religionen, religiösen Philosophien usw. In diesem Zusammenhang versucht man dann, den eigenen Glauben zu reflektieren, sein eigenes Verhältnis zu Gott zu klären, das Verhältnis der Gruppe – also der Kirche, der Christenheit – zu Gott. Als wir in Europa noch kaum Kontakt zu anderen Religionen hatten, wurde die eigene Religion eher positiv dargestellt und die anderen wurden eher negativ betrachtet. Heute ist festzustellen, dass das sich eher gedreht hat: Man versucht die Fremdreligionen eher positiv und die eigene negativ darzustellen. Warum auch immer.

  • Der Zugang der Religionswissenschaft

Der Zugang aus der Perspektive der Religionswissenschaft besteht darin, dass Religionen möglichst neutral betrachtet werden. Die geschichtliche Entwicklung, die relevanten Personen, die Strömungen, die Geographie, in denen sie entstanden, von denen sie geprägt wurden, die sozialen Verhältnisse, die Riten, die Gottesbilder usw. Der Ausgangspunkt liegt im methodischen Atheismus: Religionen sind von Menschen gemacht worden – darum stellt sich die Frage: Warum hat der Mensch sie gemacht? Warum benötigt er sie? (Vgl. https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/was-ist-religion/ )

  • Der Zugang der Frommen selbst

Fromme der jeweiligen Zeit haben eine bestimmte Vorstellung von ihrer Religion. Heute wird vielfach empathisch, hineinfühlend versucht – zumindest mit Blick auf nichtchristliche Religionen – diese Perspektive der Frommen aufzunehmen. Das darum, weil es einer Gesellschaft wichtig ist, die Gemeinschaft zu fördern, nicht die Konfrontation, weil man Minderheiten im Land nicht das Gefühl geben möchte, diskriminiert zu werden. Dass allerdings verschiedene Fromme nicht ein und dieselbe Vorstellung von ihrer Religion haben, ist deutlich. Darum wird versucht, das darzulegen, was eine gefühlte Mehrheit vertreten könnte. Dabei bleibt es dann vielfach nicht selten aus, dass Außenstehende erkennen, dass das Selbstbild und das Fremdbild manchmal nur schwer in Übereinstimmung zu bringen sind.

  • Der Zugang aus der Perspektive der liberal-aufgeklärten Gesellschaft

Die Gesellschaft hat ein Interesse daran, dass die Religionen sich so gestalten, wie es in der jeweiligen Zeit angemessen ist, gern gesehen wird. Von daher werden die scharfen Ecken und Kanten, die den Religionen auch anhaften, eher abgerundet. Es geht um Befriedung einer Gesellschaft. Von daher dürfte es auch naheliegen, dass nicht mehr, wie es früher im Lehrplan war, das Judentum vor dem Islam behandelt wurde. Das wäre chronologisch wichtig, denn der Islam lässt sich nicht ohne Judentum und Christentum richtig verstehen. Insofern spricht man auch von den drei Abrahamitischen Religionen. Der Lehrplan geht wohl davon aus, dass in der Gesellschaft der Kontakt zu muslimischen Mitmenschen stärker ist, von daher auch das Thema entgegen chronologischer Sicht vorzuziehen ist.

  • Der Zugang aus der Perspektive des „Weltethos“

Kürzlich starb der berühmte Theologe Hans Küng, der mit vielen Interessierten Menschen und Instituten weltweit die Gemeinsamkeiten von Religionen zu erfassen suchte. Der Schwerpunkt seines Interesses liegt somit nicht auf der Frage: Was unterscheidet uns? Der Schwerpunkt liegt darauf herauszuarbeiten: Welche Gemeinsamkeiten haben wir? Denn der Weltfriede hängt nicht wenig von dem Verhältnis der Religionen untereinander ab.

  • Pluralistische Religionstheologie

Die „Pluralistische Religionstheologie“ versucht die Religionen möglichst neutral darzustellen. Dabei greift sie besonders auch die negativen und irrationalen Seiten der jeweiligen Religionen auf. Das Ziel besteht dann darin, aus den guten Seiten der Religionen eine von allen akzeptierte „Über-Religion“ zu entwickeln. Dieser Ansatz greift den sogenannten Deismus auf. Diese philosophische Richtung ging davon aus, dass es einmal eine reine Religion gegeben habe, die von Menschen „verschmutzt“ wurde. Während der Deismus dann versuchte, dieser verschmutzten Religion die Lösungen der Philosophie entgegenzustellen, versucht die pluralistische Religionstheologie eine neue philosophische Religion zu kreieren. (Vgl. https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/religion-en/pluralismus-und-dialog/ )

  • Fazit

Es wird deutlich, dass diese komplizierten Diskussionen und Darlegungen in der 6. Klasse noch nicht relevant sind. Es geht hier erst einmal darum, Begriffe zu klären, grobe geschichtliche Grundzüge wahrzunehmen, die Frömmigkeit derer, die eine andere Religion haben, ein wenig zu erkennen.