Noah + Jesus – Sintflut und Vergebung

Aufgabe 1 a) Lies bitte Genesis / 1. Buch Mose 6-9: https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose6 und https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose7 und https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose8 und https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose9 .

Aufgabe 1b:
(a) Notiere Dir Deine Fragen zu dieser Geschichte.
(b) Wie siehst Du das hier beschriebene Verhalten Gottes?

Erst nach der Erledigung dieser Aufgaben lies:

Aufgabe 2:
Wir hatten schon häufiger das Thema Mythos. Was ist ein Mythos?
Wenn Du es nicht mehr weißt, lies bitte hier nach und schreibe die Antwort auf: https://mini.evangelische-religion.de/sprache-des-glaubens-2-mythos/

Ein kurioses Gottesbild liefern die Noah-Kapitel im Buch Genesis: Die Menschen sind böse, Gott will sie bestrafen und erwählt sich den gerechten Noah. Dieser baut ein Schiff. Alles, was darin aufgenommen wird, überlebt – alles andere wird dem Tod durch Ertrinken preisgegeben und dann, als die Flut vorbei ist, bereut Gott sein Tun und sagt, es solle nie wieder geschehen, ebenso darf keiner andere umbringen (Genesis 7-9).

Auch diese Geschichte findet ihre Vorlage in einem Babylonischen Werk, dem Gilgamesch Epos. https://de.wikipedia.org/wiki/Arche_Noah (Am Rande: Noah wurde 950 Jahre alt. Das bringt so manchen zum Grübeln. Aber es war in dieser Zeit üblich, zwischen der „Jetztzeit“ und den Anfängen die Jahre durch solche immensen Altersangaben zu überbrücken. In nichtjüdischer Literatur regierten manche über 30.000 Jahre. Auch das: Man wollte unbekannte Geschichtszeiträume damit füllen.) Zu Noah siehe auch: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/verhalten-ethik/noah-und-die-sintflut/

Eine ähnliche Geschichte gibt es auch in der griechischen Tradition: Weil die Menschen übel sind, hat Zeus eine Flut herbeikommen lassen und hat damit das eiserne Zeitalter beendet. Prometheus hat seinem Sohn Deukalion befohlen, ein Schiff bauen zu lassen. Deukalion bestieg mit seiner Frau das Schiff, Griechenland wurde überflutet. Als die Flut nach 9 Tagen beendet war, landeten sie auf dem Parnass, einem Gebirgsmassiv in Griechenland.

Noah ist ein Gegenbild zu Hiob: Er macht alles mit, was Gott mit ihm und der Menschheit vorhat. Leiden der Menschen spielt keine Rolle. Anders als zum Beispiel Abraham oder Moses, die sich gegen Gottes Zorn wenden und gegen die Vernichtung der jeweiligen Objekte des Zorns angehen. Gott lässt sich ein wenig besänftigen – aber Noah wendet sich nicht dagegen. Er tut, was ihm gesagt wird. Er ist nicht solidarisch mit den Menschen. Während die Abraham und Mose-Geschichte zeigen: Der solidarische Mensch ist im Grunde besser als der zornige Gott. Auch ein sonderbares Gottesbild.

All diese Geschichten sind jeweils  Ausdruck ihrer Zeit, Menschen erleiden die Bosheit anderer Menschen – und die Bosheit anderer Menschen wird auf den zornigen Gott übertragen bzw. Gott muss als so herrschsüchtig und zornig dargestellt werden, weil er mit den Herrschern und den Gottesbildern der damaligen Zeit konkurrieren muss: Nicht nur euer Gott ist mächtig im Zorn – unserer kann das auch!

(Es sei noch angemerkt: Im GilgameschEpos handeln ein Menschen unfreundlicher Gott und ein Menschen freundlicher Gott gegeneinander. Das wird in dieser jüdischen Geschichte in einen Gott zusammen geführt, da Juden an einen Gott glauben, nicht an mehrere Götter.)

Doch dann kommt auf einmal ein anderes Gottesbild in diese traditionelle Vorstellung des mächtig zornigen Herrschergottes hinein: Gott leidet an der Bosheit der Menschen – gleichzeitig soll die Geschichte zeigen: Gott wendet sich den gerechten Menschen zu – eine Aufforderung, selbst gerecht zu sein. Zudem wird erklärt, warum Gott gegenwärtig nicht die bösen Menschen vernichtet, sie gewähren lässt. Er hatte es schon einmal gewollt, aber dann hat es ihn gereut. Entsprechend haben nun auch Menschen nicht das Recht, die bösen Menschen zu vernichten, weil sie meinen, Gottes Stelle einnehmen zu müssen.

Und der gerechte Noah? Nach all den schlimmen Erlebnissen baut er sich einen Weinberg, betrinkt sich – und das Schicksal der Bosheit nimmt erneut seinen Lauf. Fast eine sarkastische Satire auf den Menschen.

Dem setzt Gott – so das weitere Alte Testament – dann die Erwählung seines Volkes entgegen, das Gebote bekommt, damit es sich vom Bösen abwendet, dem er Propheten sendet, damit sie dem Volk verkünden, wie es sich richtig verhält.

Christen sehen in Jesus Christus Gott wirken: Er nimmt die Schuld auf sich, vergibt, wendet sich Menschen befreiend zu.

Aufgabe 3:
Erleichtert Dir dieser soeben gelesene Text das verstehen der sonderbaren Sintflut-Geschichte? Bleiben Fragen offen?

Aufgabe 4:
Was sagt der Mythos von Genesis 2-3 zu dem Thema: Wie kam es, dass Menschen sündigen? Dazu lies bitte: https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose2 und https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose3

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Aufgabe 5: Jesus spricht in Gleichnissen das Thema Schuld an. Bevor Du weiterliest: Fallen Dir Gleichnisse ein?

Hier findest Du drei – es gibt weitere:

Aufgabe 6:
(a) Was sagen die Gleichnisse zum Thema Schuld und Vergebung?
(b) Was meinst Du, warum spricht Jesus das Thema in Form von Gleichnissen an?

Aber nicht nur Gleichnisse sprechen über Schuld und Vergebung. Für Christen tritt Jesus mit seinem Leben dafür ein, dass Menschen die Schuld vergeben wird (Markus 10,45):

Der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene
und sein Leben gebe als Sühnegeld für viele.

Auch die Abendmahlsworte sprechen das aus (Markus 14):

22 Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach:
Nehmet; das ist mein Leib.
23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den;
und sie tranken alle daraus.
24 Und er sprach zu ihnen:
Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.

Wenn von Sühnegeld gesprochen wird, dann ist das Bild des Loskaufs im Hintergrund: Sklaven konnten losgekauft werden – eingelöst werden. Menschen sind Sklaven der Sünde – und Jesus kauft sie von der Sklaverei frei.

Wenn vom Blut des Bundes gesprochen wird, das für viele vergossen wird, dann ist Folgendes gemeint:
Beim Opfern, das in der Antike überall üblich war, haben die Menschen den Göttern gesagt, dass sie ihnen die Gaben spenden, damit die Götter ihnen Gutes tun. Hier kehrt Jesus diesen Gedanken um: Er opfert sich für die Menschen, damit sie sich – das steht im Hintergrund des Wortes Bund – sich Gott zuwenden. Um es mit Blick auf die Noah-Geschichte zu vertiefen: Gott selbst trägt den Zorn – den Zorn der Menschen gegen Gott, wie gleich deutlich werden wird.

Der Apostel Paulus gibt ein altes christliches Bekenntnis wieder:

Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden (1Korinther 15,3).

Das bedeutet, wie er im 2. Korintherbrief 5 schreibt:

Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Und er ruft aus: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Aufgabe 7: Schreibe den Merksatz meditierend ab:

Merksatz!
Weil Gott in Jesus Christus Menschen von Schuld und Sünde befreit hat, können sie anderen vergeben, auch wenn es manchmal einen sehr schmerzlichen Kampf bedeutet.
Aber noch etwas:
Wenn Jesus Christus für mich gestorben ist, bedeutet das:
Ich bin Gott so unendlich wertvoll, dass er für mich den gewaltsamen Tod auf sich genommen hat. Ich soll dadurch Leben bekommen.

Aufgabe 8:
Du hast den Satz abgeschrieben – aber was sagst Du zu dem Ganzen? Siehst Du das auch so? Hast Du Einsprüche? Schreibe das, was Du denkst, auf, begründe.

Aufgabe 9 und Aufgabe 10 sind freiwillig zu machen. Danach geht es für alle weiter.

Freiwillig! Aufgabe 9:
Lies diesen Text durch. Du musst ihn ganz langsam lesen. Er ist nicht leicht zu verstehen:

Freiwillig! Aufgabe 10:
(a) Verstehst Du, warum der Apostel Paulus so froh war, dass Jesus auf die Welt gekommen ist?
(b) Kannst Du das gesagte aber nachvollziehen?

Weiter für alle:

Vielfach haben Menschen in den letzten ca. 300 Jahren gegen diese Vorstellung, dass Jesus für uns Menschen gestorben ist, Einspruch erhoben: Für mich muss keiner sterben – ich komme selbst klar, heißt es.

Aber es geht nicht „um mich“, was ich kann, mag oder nicht kann, mag – es geht um die Menschheit als Ganze. Und so sind wir Menschen in unserem tiefsten Innern noch sehr archaisch eingestellt. Nicht nur, dass unsere Hände schweißig werden, wenn wir Stress haben und uns Fluchtreflexe ergreifen wollen – wir haben auch Rachegelüste; und wenn die soziale Kontrolle fehlt oder die Ideologie unmenschlich ist, dann können wir äußerst brutal sein, wie die Menschheitsgeschichte auch in den vergangenen Jahrzehnten zeigt.

Wir sprechen von „Menschenbildern“ – Vorstellungen, die wir von Menschen haben. Manche Menschen haben die Vorstellung, Menschen seien grundsätzlich gut. Paulus und seine Tradition gehen davon aus, dass der Mensch grundsätzlich schlecht ist. Dabei verneint er freilich nicht, dass Menschen auch gut zueinander sein können. Es geht um eine grundsätzliche Haltung, eine aus der Perspektive Gottes.

Aufgabe 11:
(a) Welches Menschenbild hast Du? Ist der Mensch grundsätzlich gut? Ist er grundsätzlich schlecht? Gibt es weitere Möglichkeiten? Begründe!
(b) Kannst Du Dir vorstellen, warum Menschen manchmal denken, der Mensch sei grundsätzlich gut – bzw. grundsätzlich schlecht? Versetze Dich auch in Menschen anderer Länder und Zeiten hinein.

Was wir zumindest erkennen können:
(a) Erst durch die Verkündigung, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, haben Tieropfer aufgehört, auch wenn es hier und da noch gewisse Traditionen gibt (z.B. „Osterlamm“), die allerdings nichts Religiöses mehr an sich haben, nur eben zu Ostern, dem Frühlingsfest, an dem es endlich Frisches zu essen gibt, zu tragen kommen.
(b) Was wir auch erkennen können, das ist, dass Christinnen und Christen einem Menschen vergeben können, von dem man meint, das kann ein Mensch nicht vergeben. Vergeben heißt: Sie von den Fesseln ihrer Schuld lösen, frei sprechen können.

Es liegt eine tiefe Kraft in diesem Tun Jesu, dessen Dimension wir kaum erfassen können. Allerdings wissen wir, wenn wir den gekreuzigten Jesus Christus glaubend ernst nehmen:


Was auch immer wir getan haben: Gott vergibt uns unsere Schuld – das auch dann, wenn Menschen uns nicht vergeben können.

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Wir haben unsere Werte, die Gesellschaft prägt unsere Werte – nicht selten drängen wir diese in bestimmten Situationen zurück. Dann empfinden wir Schuld, unser Gewissen plagt uns, weil wir uns schuldig fühlen.