Weltbilder
Wir Menschen machen uns ein Bild von der Welt, die uns umgibt. Im Laufe der Jahrtausende gab es sehr viele, davon seien vier im Bild gezeichnet:
Hier werden sie und drei weitere beschrieben:
- Ägyptisches Weltbild – in der Antike weit verbreitet: Naturmächte sind Gottheiten; Entstehung der Welt – der Natur – ist zunächst eine „Geburt“ der Götter. (Göttin Nut – Himmelsgewölbe; Gott Geb – Erde) https://www.selket.de/aegyptische-goetter/nut/
- Babylonisches Weltbild/Thales (7. Jahrhundert vor Christus): Himmel als Gewölbe, Erde als Ebene, von Wasser umgeben;
- Ptolemäisch (2. Jahrhundert nach Christus) / Geozentrisch: Himmel als Kugel, in deren Mitte liegt die Erde als Kugel – weiter geführt: das ganze Universum dreht sich um die Erde;
- Augustinus 4./5. Jahrhundert hat das geozentrische Verständnis übernommen, allerdings Gott hinzugefügt, der das Universum umgibt. https://www.vivat.de/die-luther-bibel-von-1534/?c=452337137
- Kopernikanisch (15./16. Jahrhundert) / Heliozentrisch: Planeten – damit auch die Erde – drehen sich um die Sonne.
- Zeitgenössisch: Unser Sonnensystem ist nur ein winziger Bereich in der Milchstraßen-Galaxie, diese ist eine Galaxie unter anderen.
- Unbewiesen: Unser Universum ist nur eines unter vielen – Multiversen.
- Künftig: ???
Aufgabe 1: Merke Dir die unterschiedlichen Weltbilder und ihre Namen.
Welt wahrnehmen
Wir Menschen nehmen unsere Welt auch unterschiedlich wahr.
Aufgabe 2a: Male eine Wiese mit Pflanzen und Tieren.
Aufgabe 2b: Beschreibe eine Wiese aus der Perspektive >a< eines Dichters, >b< einer Biologin, >c< eines Landwirts, >d< einer Immobilienmaklerin, >e< eines Liebespaars, >f< von kleinen Kindern. (Formuliere den Text des Dichters als Gedicht.)
Aufgabe 2c: Stelle die unterschiedlichen Blickwinkel schriftlich dar. Was fällt Dir auf?
Wir Menschen können die Welt nie vollständig wahrnehmen. Wir sehen immer nur kleine Ausschnitte.
Stell Dir einmal vor, die siehst aus der ferne einen Baum. Du siehst den Stamm, Du siehst die Blätter als eine grüne Einheit. Du gehst näher dran. Dann siehst Du die einzelnen Blätter, Zweige. Du gehst noch näher dran, dann siehst Du die Blattadern, siehst die Läuse, entdeckst eine Schnecke – und gehst weg. Ein anderes Kind bleibt ein wenig länger stehen und beobachtet weiter. Es entdeckt eine Gallwespe, einen Marienkäfer, Moos, Flechten, Raupen, ganz gespannt schaut es zu, wie der Wind Blattschatten auf den Stamm wirft, es entdeckt auf einmal verschiedene Vögel, die in dem Baum herumhüpfen. Einen Baumpilz… – und sagt zu dem anderen Kind: Der Baum ist ja voll spannend! Da kann man so viel sehen! Was sagt das erste Kind? Spannend? Nur Blätter, iiih Läuse und eine komische Schnecke.
Aufgabe 3: Wenn Du das nächste Mal einen großen Baum siehst: Was kannst Du alles entdecken? Lass Dir Zeit, schreib es auf. Wenn Du einen Foto bzw. das Handy dabei hast, versuch mal das, was Dich besonders interessiert, zu fotografieren.
Aufgabe 4: Wenn Du mit anderen an einem Baum stehst, soll jeder und jede von Euch mal aufschreiben, was Ihr seht. Vergleicht am Schluss. Habt Ihr alle dasselbe gesehen?
Aufgabe 5: Wenn Du das Bild eines Baumes siehst, siehst Du nur Stamm und Blätter. Stell Dir einmal vor, was auf dem Baum in dem Moment alles geschieht. Und was geschieht in dem Augenblick wohl alles unter der Wurzel?
Wir Menschen nehmen also die Welt unterschiedlich wahr – und nur in Ausschnitten wahr. Hast Du zum Beispiel, als Du den Baum betrachtet hast, auch den Himmel, den Wind, den Erdboden, Dich selbst wahrgenommen? Wir sind überfordert, wollen wir alles bis ins Detail beschreiben. Darum reduziert unser Gehirn automatisch. Wir nehmen auf den ersten Blick bzw. im ersten Spüren nur das wahr, was für uns wichtig ist. Darum sehen manche Menschen den Baum, den Du gerade bewundert hast, gar nicht, weil er für ihr Leben keine Rolle spielt.
Sprache und Weltwahrnehmung
Wir Menschen sprechen. Unsere Sprache hat sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt. Vermutlich war sie zu Beginn ganz einfach. Ein paar Worte, die im Alltag weiter halfen – und das war es dann. Im Laufe der Zeit wurde sie Sprache immer komplexer. Wir Menschen haben gelernt, sogar Gefühle auszusprechen. Wenn ein Mensch dem anderen sagt. Da ist ein Stuhl – dann kann er hinschauen und sieht einen, weil er weiß, dass ein Stuhl ein Gegenstand ist, eine Fläche mit vier Beinen und einer Lehne. Die Höhe ist fast immer gleich. Wenn man dem anderen aber sagt: Ich bin glücklich! Was kann sich der andere darunter vorstellen? Das, was er selbst als Glück empfindet.
Ein Mensch hat einen wunderschönen Sonnenaufgang gesehen. Er war einfach perfekt: Farben am Himmel, der leichte Wind, Vogelgezwitscher, eine schöne Blumenwiese, leichter Nebeldunst… Er ist innerlich ganz beglückt, er fühlt sich ganz wunderbar, weil alles so schön war. Der Morgen kann wirklich toll beginnen! Dann sagt er einem anderen Menschen: Ich habe heute einen tollen Sonnenaufgang gesehen! Und beschreibt, was er so wunderschön empfand. Der andere Mensch sagt nur: Aha, schön. Wenns dir gefallen hat! Das zerstört das wunderschöne Gefühl auf einen Schlag. Gefühl mit Worten so mitzuteilen, dass andere Menschen das auch verstehen, ist sehr schwer. Darum haben Dichterinnen und Dichter Gedichte als Möglichkeit gefunden, sehr Schönes mitzuteilen – oft muss man sich selbst hineinfühlen.
Das folgende Lied ist eines der berühmtesten Lieder in deutscher Sprache. Es wird hier verkürzt wiedergegeben:
Und dann – die Liebe! Wie sprechen wir aus, dass wir Menschen lieben? Es entstanden unzählige Gedichte, Lieder, Romane, Bilder – die Sprache ist begrenzt. Darum versuchen es ganz viele Menschen besonders mit Worten zu erfassen.
Bleiben wir bei Leichterem:
Wer sich mit Pferden beschäftigt, kennt viele Begriffe, um die Pferde voneinander zu unterscheiden: Rappe, Schimmel, Fuchs, Schecke, Wallach, Hengst, Füllen, Stute, Kaltblüter, Warmblüter, Vollblut, Hannoveraner, Trakehner… – wer sich mit Pferden nicht auskennt, sagt nur: ein schwarzes Pferd! Das bedeutet, während manche nur ein schwarzes Pferd sehen, sehen andere eben ein vielfältiges Wesen. Sie können ganz anders über die Pferde reden, weil sie ein breiteres Spektrum an Wörter haben.
Aufgabe 6a: Hast Du das auch schon einmal erlebt, dass Du anderen etwas erzählt hast – sie gar nicht kapiert haben, was du eigentlich gefühlt und gemeint hast? Schreibe es kurz auf.
Aufgabe 6b: Hast Du auch schon einmal etwas sagen wollen, wusstest aber nicht, wie Du es beschreiben kannst? Fehlten Dir die Worte?
Aufgabe 6c: Schau einmal Abends zum Himmel, wenn die Sterne funkeln. Beschreibe was Du siehst und was Du denkst und was Du fühlst.
Irritation der Sinne (Optische Täuschungen)
Schau Dir diese Clips an:
Aufgabe 7: Überlege, was das alles mit dem Thema Schöpfung zu tun hat. Schreib es auf.