Philosophische Ethik

GRUNDANSÄTZE PHILOSOPHISCHER ETHIK

Aufgabe 1: Überlege

  1. Wie soll der Mensch sich verhalten? Was ist gut? Was ist schlecht?
  2. Warum verhält er sich, wie er sich verhält?

Es liegt dem Menschen, auch hierüber intensiv nachzudenken: Moral – Normen, Werte, die allgemein anerkannt werden, die verbindlich sind. Das ist die Grundlage. Die Ethik nimmt jedoch nicht das Gegebene einfach so hin, sondern denkt darüber nach. Sie beschreibt Normen (deskriptive Ethik) und schreibt Normen vor (normative Ethik): Warum gelten die einzelnen Normen, warum sollten sie gelten – und vor allem: Wann ist eine Handlung als moralisch gut zu bezeichnen?

Aufgaben 2: Finde zu den folgenden Aspekten selbst Beispiele:

  1. Es stellt sich die erste Frage: Ist das, was ist, moralisch gut, weil es ist? (Das gilt für die Verhaltensweisen von Tieren und Menschen.)
  2. Eine zweite Frage: (a) Ist das aus moralischer Perspektive gut, was am Ende bei herauskommt (b) oder muss auch der Weg zu diesem Ende moralisch gut sein?
  3. Eine dritte Frage: Gibt es Situationen, in denen der Mensch einen unmoralischen Weg gehen muss, um zu einem moralisch guten Ergebnis zu kommen? (Dilemma)
  4. Ein vierter Aspekt: Gibt es das?: (a) Eine Handlung ist für das Individuum gut – aber sozial gesehen schädlich. (b) Eine Handlung ist für die Gemeinschaft gut – aber für das Individuum schädlich.
  5. Eine fünfte Frage: (a) Muss ein gutes Gewissen immer Folge einer guten Handlung sein? (b) Muss ein schlechtes Gewissen immer Folge einer schlechten Handlung sein?
  6. Eine sechste entscheidende Frage: (a) Was ist „gut“ – (b) was ist „schlecht“?

Philosophen geben unterschiedliche Antworten.

  • Manche Antworten orientieren sich an dem Individuum,
  • manche Antworten orientieren sich an der Gemeinschaft,
  • manche versuchen einen Ausgleich zwischen Individuum und Gemeinschaft zu finden.

Dazu ein paar Grundlagen:

  • Egoismus: Gut ist, was mir nützt,
  • und aufgeklärter Egoismus: gut ist, was mir und dem anderen nützt.
  • Positiver Hedonismus: Was meine Lust steigert, das ist gut,
  • und negativer Hedonismus: was meinen Schmerz zurücknimmt, das ist gut,
  • und Utilitarismus: was meinem und der anderen Glück/Nutzen/Vorteil dient, ist gut.
  • Handlungsutilitarismus = fördert die Handlung das Allgemeinwohl?
  • Regelutilitarismus = stimmt mit moralischen Regeln überein und fördern sie das Allgemeinwohl?
  • Präferenzutilitarismus = nicht das Glück steht im Mittelpunkt, sondern die Erfüllung der Wünsche (z.B. auch Bildung)

Weitere Grundpositionen:

  • Tugendethik: Es gibt Tugenden, an die der Mensch sich zu halten hat, damit das Zusammenleben gelingt, er sich selbst „findet“. 4 Kardinaltugenden (Platon und andere): Gerechtigkeit, Maß halten, Tapferkeit, Klugheit; christlich ergänzt durch: Glaube, Hoffnung, Liebe – damit hat man die 7 Kardinaltugenden. Die Tugenden wurden in der Moderne weitergeführt, z.B. 7 Management-Tugenden. Den 7 Primärtugenden werden Sekundärtugenden zugeordnet. Sie helfen nur dazu, die Kardinaltugenden umzusetzen, haben also keinen moralischen Eigenwert – dazu gehören die so genannten „Bürgerliche Tugenden“: Fleiß, Pünktlichkeit, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Sauberkeit und Sparsamkeit, Ehrlichkeit usw. Modern ist Ethify Yourself – das sich massiv von allen Religionen abgrenzt, dann aber doch weitgehend die Werte anführt, die galten – mit Blick aber auch auf Umwelt: Gerechtigkeit, Umsicht, Balance, Selbstbestimmung, Kooperation, Fairness, Zufriedenheit, Güte, Geduld. Jede Zeit hat ihre Tugendkataloge – beachte auch die mittelalterlichen „Rittertugenden“.

Aufgabe 3: Recherchiere: (a) Was sah Platon als Tugenden an? (b) Was sind Rittertugenden, (c) bürgerliche, (d) christliche Tugenden?

  • Güterethik: Menschen streben nach den höchsten Gütern/Werten. Für Aristoteles ist es das Glück. Manche erstrebt man um ihrer selbst (Gesundheit) manche erstrebt man wegen der Folgen (medizinische Behandlung). Diese Güter, die handlungsleitende Ziele sind, gilt es zu schützen, zum Beispiel das Gut: „Menschenwürdiges Leben“, Gesundheit, Bildung, Gott, Ideale usw.

Aufgabe 4: (a) Kennst Du weitere schützenswerte Güter? (b) Sieht das jeder so?

  • Pflichtethik: Der Mensch hat sich an Vorgegebenheiten zu richten: soziale Pflicht, göttlichem Willen (Gehorsamsethik) unabhängig von seinem eigenen Glück. Ein Beispiel – freilich von Gott und Natur gelöst – ist der Kategorische Imperativ von Kant: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Aufgabe 5: (a) Stimmst Du dem zu? Warum? (b) Welche Schlussfolgerungen können Ideologien daraus ziehen?: Was ich denke ist gut – also müssen alle so handeln?

  • Situationsethik: Jede Situation ist anders – und das Verhalten ist der jeweiligen Situation anzupassen.

Aufgabe 6: (a) Benötigt der Mensch keine festen Maßstäbe? (b) Reagiert er angesichts unterschiedlicher Situationen vollkommen neu – oder aufgrund seiner ethischen Maßstäbe?

  • Liebesethik: Liebe – dann darfst Du alles… – Mit Liebe als Maßstab kann man auf die unterschiedlichsten Situationen flexibel reagieren. 

Aufgabe 7: Und wie ist das zu beurteilen, wenn man keinen Maßstab hat für das, was „Liebe“ ist?

  • Gesinnungsethik: Die gute Absicht gilt – nicht die Folge. Gut gemeint – das gilt; schlecht gemacht – ist zweitrangig.

Aufgabe 8: (a) Kennst Du Beispiele dafür? (b) Was würdest Du sagen, wenn einer sagt: Das zu denken ist sehr naiv.

  • Folgeethik: Das Ergebnis zählt, nicht der Weg dorthin.

Aufgabe 9: (a) Gibt es Situationen, in denen diese Sichtweise stimmen könnte? (b) Welche Ideologien/Weltanschauungen des 19./20. Jahrhunderts sind hier einzuordnen?

  • Verantwortungsethik: Nicht allein die Pflicht, nicht die Gesinnung, nicht die Tugenden, nicht die Güter zählen, sondern in Verantwortung abwägend handeln, das ist zentral.

Aufgabe 10: (a) Verantwortung gegenüber wem? Mir selbst? Gegenüber Gott, den Menschen? Gegenüber den gegenwärtigen Menschen oder kommenden Generationen? Gegenüber Menschen der eigenen Familie, Nation, Kultur, weltweit?

  • Diskursethik: Alle Menschen guten Willens müssen miteinander um ethische Fragen ringen, miteinander diskutieren.

Aufgabe 11: (a) Wer entscheidet, welche Menschen „guten Willens“ sind? (b) Was machen die Menschen „guten Willens“ mit den Menschen, die nicht guten Willens sind?

  • Risikoethik: Man muss Schadensabwägung betreiben. Welche Technologien dürfen zugelassen werden, welche Medikamente…?

Aufgabe 12: In welchen Bereichen unserer Gesellschaft spielt diese Frage eine große Rolle – werden die Themen unterschiedlich beantwortet – warum?

  • Mitleidsethik: Menschen erkennen im Not leidenden anderen sich selbst wieder und handeln entsprechend positiv.

Aufgabe 13: Entspricht diese Beobachtung auch Deinen Erfahrungen?

  • Schleier des Nichtwissens (Rawls): Gesellschaftspolitische ethische Entscheidungen müssen aus dem Bewusstsein heraus getroffen werden, dass die Folgen mich auch treffen könnten.

Aufgabe 14: Ist es gut, Egoismus als Handlungsgrundlage zu machen? (Vgl.: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu bzw. in der jesuanischen Fassung, die allerdings von Jesus nicht egoistisch gemeint gewesen ist: Tue dem anderen das, von dem du willst, dass er es dir tue.

  • Tun-Ergehen-Zusammenhang: Sehr alt und sehr weit verbreitet ist der Gedanke des Tun-Ergehen-Zusammenhangs: Je nachdem ein Mensch sich verhält wird es ihm gut bzw. schlecht ergehen. Wir finden ihn von Gott gelöst (Schicksal) im Alten Testament, wir finden ihn im Hinduismus und Buddhismus (Karma), ebenso gibt es den Ansatz in Verbindung mit Gott.

Aufgabe 15: Fragen am Schluss:

  • Kannst Du Dich einer der Grundpositionen anschließen? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Warum nicht?
  • Welchen / welcher der Grundpositionen würdest Du Jesus zuordnen?
  • Gibt es eine, die Du spontan als besonders christlich ansehen würdest?