Wunder Jesu

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WUNDER JESU

1. Einleitendes

Die Wundertaten Jesu sind nicht zu lösen von dem Hauptthema seiner Botschaft: Die kommende Herrschaft Gottes, das Reich Gottes. Ausdruck dieser kommenden Herrschaft ist, dass Menschen schon in ihrem irdischen Dasein von Leiden befreit werden. Im Neuen Testament wird vielfach von „Zeichen“ gesprochen. Die besonderen Taten Jesu sollen auf etwas hinweisen. Worauf sollen die Zeichen hinweisen?

Von Wundertaten Jesu wird in den Evangelien berichtet. Es handelt sich überwiegend um Heilungswunder: Jesus heilt Menschen, erweckt sie von den Toten. Wesentlich an der christlichen Form der Wunderberichte ist, dass sie überwiegend mit theologischen Themen verbunden wurden: Heilung des Gelähmten + Sündenvergebung, Heilung des Blinden + Nachfolge, Heilung am Sabbat + Mensch hat auch am Sabbat Liebe zu zeigen usw. Neben den Heilungswundern wird von Exorzismen berichtet: Jesus befreit Menschen von Mächten, die den Menschen knechten, versklaven. Die theologische Bedeutung: Gott möchte den Menschen von dem befreien, was ihn bindet. Der Mensch ist gegen diese Mächte machtlos – Gott kann jedoch befreien. Exorzismen werden wissenschaftlich heute so eingeordnet, dass sie dazu dienten, soziale Probleme zu bewältigen. Ebenso gibt es Naturwunder. Auch sie werden überwiegend mit theologischen Fragen verbunden: Sturmstillung + Jesus beherrscht die Chaosmächte; Wasser zu Wein: Deutung des Todes Jesu usw.

Jesus war kein Magier, der mit seinen Mitteln und Kräften versucht, die Energie der Gottheit anzuzapfen. Er selbst handelte in der Kraft Gottes, bzw. aus anderer Perspektive gesagt: Er hatte von Gott die Gabe, entsprechend eigenständig zu handeln. Und einzelne Menschen, die sich ihm zuwenden, profitieren von dieser Gabe. Denn Ausgangspunkt seines Handelns ist die Botschaft von der Herrschaft Gottes / dem Reich Gottes. Unter dieser wird der Mensch Schalom (Frieden, Gesundheit, Geborgenheit, Gemeinschaft…) bekommen. Diesen Schalom gilt es jetzt schon weiterzugeben, bis Gott selbst den vollendeten Schalom herbeiführen wird.

2. Beurteilung in der Forschung

Es ist Konsens, dass Jesus Wunder gewirkt hat bzw. Taten vollbracht hat, die in den Augen seiner Zeitgenossen als Wunder interpretiert wurden. Der Mensch kann nur verstehen, wenn er gelernt hat zu verstehen. In Völkern, in denen wunderhafte Taten vorkommen, versteht man die Wunder Jesu leichter als wir mit unserem Weltbild, weil wir stärker in der philosophischen Tradition des „Rationalismus“ stehen. Um die Wunder auch gegenwärtig in Mitteleuropa und Nordamerika zu verstehen, gibt es die psychologische Wunderauslegung: Vertrauen in Gottes Wunderkraft ist eine Art Selbstvertrauen usw. Grundlegend ist jedoch: Der Mensch ist ein offenes Wesen – insofern ist auch die Frage nach den Wundern davon abhängig, wie der jeweilige Mensch Erlebnisse erschließt, interpretiert: Rechnet er mit Gottes Handeln, dann rechnet er mit Wundern – oder rechnet er nicht damit, dann kann er auch Wunder nicht als solche einordnen, interpretiert sie als Zufall, als Fehlinterpretation usw.

Die Naturwunder werden im Wesentlichen nachösterlich eingeordnet – sie haben damit auch nachösterliche Botschaften (z.B.: Speisung der 5000 weist auf das Abendmahl).

3. Offenes oder geschlossenes Weltbild?

Es liegt in der Natur der Sache, dass Wunder unterschiedlich interpretiert werden. Zudem werden sie heftig kritisiert – nach allen Regeln der jeweiligen Logik der Zeit. Welches Weltbild hat der Mensch, der mit den Wundern konfrontiert wird? Ein geschlossenes, das heißt eines, das die Frage der Kausalität sehr eng interpretiert (Gott kann und will nicht in die Welt, in die von ihm geschaffene Ordnung eingreifen) – oder eines, das offener ist für alles, was so geschehen kann (Gott handelt in Wundern für Menschen unerwartet – aber auch das liegt im Rahmen der Schöpfung und ihrer von Gott gegebenen Ordnung).

  1. Wenn ich glaube, dass es keine Wunder gibt, dann versuche ich auch Interpretationen zu finden, die ein erlebtes Wunder unabhängig von Gott verstehen lassen – oder das Erlebte verdränge, weil es rational nicht interpretierbar ist.
  2. Hat der Mensch Zutrauen zu Gott – dass Gott ihn auch in Zukunft überraschen wird?
  3. Interpretiert ein Mensch Erlebnisse der Vergangenheit als Wunder – und ist somit offen für weitere Wunder?
  4. Menschen haben Sehnsucht nach Gottes wunderbaren Taten – und handeln selbst „wunderbar“.
  5. Wunder offenbaren das Weltbild des jeweiligen Menschen, der mit ihnen konfrontiert wird. Er wird zu einer persönlichen Stellungnahme herausgefordert.
  6. Wunder verwickeln den Menschen mit dem Weltbild Jesu Christi und dem der frühen Gemeinde.
  7. Wunder sind abhängig von den Vorstellungen der jeweiligen Zeit.

4. Von daher kennt die Kirchengeschichte auch unterschiedliche Interpretationsmuster:

  1. Kritisch: Wunder gab es nicht: (a) Wundergläubige haben aus ihrer beschränkten Weltsicht Taten, Zufälle entsprechend interpretiert; was früher als Wunder galt, ist gegenwärtig rational zu erklären. (b) Gott hat es nicht nötig, mit Wundern Menschen zu ködern bzw. Naturgesetze zu durchbrechen. (c) Wunderberichte sind Propaganda, die dazu dienen, Leichtgläubige in die junge Gemeinde zu führen. (d) Wunder sind einfach lächerlich – es lohnt sich nicht, darüber zu reden. (e) Wunder sind Wort gewordene Wunschvorstellungen. (f) Menschen, die heute Wunder erleben, sind einfach religiös überdreht. (g) Wunderglaube ist gefährlich, weil es hoffen lässt, wo es keine Hoffnung mehr gibt – also Selbstbetrug. (h) Gott kann keine Wunder tun, weil es ihn nicht gibt. (i) Nur die Zeugen sind vertrauenswürdig, die meinem Weltbild entsprechen.
  2. Historisch: Was ist damals wirklich geschehen, wie lief die Tradierung solcher Geschehnisse ab, in welche Gattung wurden die Berichte eingebettet…
  3. Rationalistisch: Wunder können erklärt werden. Zum Beispiel: Jesus konnte auf dem See wandeln, weil das Wasser in der Nähe des Ufers sehr niedrig stand, gefroren war usw…. Die rationalistische Interpretation war in der vorpsychologischen Zeit relevant. Nachdem Psychologie als Wissenschaft anerkannt war, hat man Wunder auch wieder aus einer anderen Perspektive interpretieren gelernt.
  4. Kerygmatisch/hermeneutisch: Was möchte dieses Wunder uns in der Gegenwart sagen. Zum Beispiel: Das Wunder von der Sturmstillung soll sagen, dass Jesus nicht nur die Chaosmächte der Natur (Wasser und Sturm) stillen kann, sondern auch die Chaosmächte  in den Menschen. Oder: Jesus möchte, dass Menschen sich Reich-Gottes-konform verhalten und gegenwärtig helfend tätig werden – wie er selbst tätig geworden ist. Oder: Es gilt, Menschen, die isoliert waren, in die Gemeinschaft zurückzuführen.
  5. Fundamentalistisch: Die Wunder sind so geschehen – wie sie berichtet werden.
  6. Wunder Jesu sind psychologisch zu erklären: Der Glaube an Jesu Kraft setzt eigene Kräfte frei (darum sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen). Weitergehend: Der Glaube daran, dass Jesus Wunder tun konnte, führt weiter: Als Auferstandener kann er auch gegenwärtig noch Wunder tun – womit wiederum bis in die Gegenwart durch den Glauben die Selbstheilungskräfte aktiviert werden können.
  7. Überschneidungen: Die jeweiligen Interpretationen können sich auch überschneiden. So sind rationalistische und fundamentalistische Interpretation nicht selten zwei Seiten einer Medaille: Das Wunder geschah so wie es beschrieben wird. Die Rationalisten erklären freilich das, was da beschrieben wird, nicht als Wunder – also als Bruch der Naturgesetze -, sie erklären es „naturwissenschaftlich“ – in Übereinstimmung mit den Naturkonstanten. Die psychologische Interpretation kann auch mit der engen christlichen Interpretation zusammengeführt werden: Man muss nur fest glauben, dann geschieht es schon.
  8. Die eigentliche christliche Interpretation geht einen anderen Weg: Glauben ist eine Beziehung – und Beziehungen lassen dem Gegenüber Freiraum. Glaube ist keine psychologische Selbstaktivierung – er ist Hingabe an Gott, Vertrauen darauf, dass Gott mein Leben in der Hand hält. Glaube ist gleichzeitig (!) Vertrauen darauf, dass Gott mir im Kampf gegen negative Erlebnisse hilft – wie Jesus sich gegen Krankheiten usw. gewendet hat. Wundertexte sprengen Rahmen. Sie sind Freiheitstexte. Sie verhindern, dass der Mensch in dem verharrt, das ihn knechtet, einschüchtert, lähmt. Sie weisen nach vorne – in der Kraft Gottes. Wunder und Wundertexte dürfen nicht durch Definitionen und Erklärungen entkernt werden.

Was Wunder betrifft, darf man sie nicht von Jesus Christus und seiner Reich-Gottes-Lehre abkoppeln, sondern muss bedenken, dass Wunder auch in weiteren Dimensionen im Glauben vorkommen: Wie kommt es, dass es Leben gibt? Wie geht das, dass Materie lebt? Warum kann dieses Leben: denken, lieben, Welt interpretieren? Warum folgt die Natur Gesetzmäßigkeiten? Es geht also um Gott als Schöpfer und Erhalter der Welt. Darüber hinaus sind weitere wesentliche Sachverhalte im christlichen Glauben wunderbar: Gott wird Mensch, die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, Leben nach dem Sterben. Wenn diese Handlungen als Handlungen Gottes geglaubt werden, ist der Glaube, dass Jesus Christus wunderbar gewirkt hat, leichter zu verstehen. Kurz: Jesus Christus selbst ist das eigentliche Wunder.

Aufgabe: Überlege:

Warum haben sich Berichte von Wundertaten gerade mit dem Menschen Jesus verbunden? Welche Fähigkeiten hatte er, dass das geschehen konnte?

Wunder sind übrigens davon abhängig, dass man nach dem Warum fragt – dem Kausalzusammenhang. Warum fragen wir Menschen nach dem Kausalzusammenhang? Das ist als solches ein Wunder, mit dem Gott den Menschen für Wunder öffnen möchte.

Sind Wunder keine Durchbrechungen von Naturgesetzen, sondern einfach: Unsere festen Erwartungen werden unerwartet gut durchbrochen? Und zwar: als Zeichen Gottes. Naturgesetze waren den Menschen damals nicht bewusst. Entsprechend sahen sie die Wunder nicht als eine Durchbrechung der Naturgesetze an, sondern als Zeichen Gottes. Können bestimmte Erlebnisse als solche auch heute wahrgenommen werden?

In der Antike mussten Worte, die man den Helden zuschrieb, dessen Wesen und dessen Handeln entsprechen. So war es zum Beispiel nicht unangemessen, wenn man Caesar ein Wort in den Mund legte,sondern unangemessen, wenn man ihm ein Wort in den Mund legte, das nicht seinem „Charakter“ entsprach. In der Antike herrschte also ein anderes Verständnis vor als in der Gegenwart. Wie gehen wir damit um?

Wie können wir mit dem umgehen, was uns fremd erscheint? Gelten an dieser Stelle auch einige Regeln des „interreligiösen Dialogs“? https://evangelische-religion.de/dialog-pluralismus.html

Vertiefung:

Es sieht so aus, als würden zumindest die Naturwunder Erfahrungen mit Jesus Christus wiedergeben, die als Geschichten erzählt werden. Die Oberflächenstruktur zeigt: ein Wunder. Die Tiefenstruktur zeigt die Erfahrung. Zum Beispiel: Jesus stillt den Sturm = Oberflächenstruktur. Jesus stillt die Bedrohungen des Lebens = Tiefenstruktur. Eine Menschengruppe hat die Erfahrung gemacht, dass Jesus sie in ihren Sorgen, Nöten geholfen hat. Es schien, als würde Jesus Christus sich nicht um sie kümmern. Doch dann kam Hilfe. Und das versucht diese Gruppe nun mit Hilfe einer Geschichte, die vielleicht Anhaltspunkte an umlaufenden Jesus-Überlieferungen hatte, zu erzählen. Warum als Geschichte? Eine Geschichte sagt mehr, als die Aussage: Jesus hat geholfen. Sie bringt im Hörer und Leser etwas zum Schwingen, sie wird so zu einer Geschichte, die mir gilt, die mich etwas angeht. Insgesamt sagen diese Wunder (samt der Heilungswunder und Exorzismen): Jesus will, dass Menschen leben können, dass sie befreit leben können, dass sie keine Angst haben müssen, als Gemeinschaft überleben, wenn sie teilen usw. Wundertexte öffnen eine neue Sicht auf das Leben, schenken neue Perspektiven auf die Welt, die geschlossen scheint, in der Chaos herrscht, die von irgendwelchen Gesetzlichkeiten geprägt ist und in diesen hoffnungslos erstarrt. Gesetzlichkeiten sind nur ein Teil des menschlichen Lebens. Der Mensch kann darüber hinaus schauen, kann handelnd Übles bekämpfen, hat Hoffnung, gegen allen Schein, Sehnsüchte gegen alle Realitäten, er versucht den engen Rahmen, der vorgegeben zu sein scheint, zu dehnen. Im Glauben dehnt er ihn mit Hilfe Gottes.

Auch in dieser Hinsicht hat Jesus den Menschen weiter geführt. Er regt in ihm an, nicht zu erstarren, sich nicht mit den scheinbaren Realitäten zufrieden zu geben, sondern mit seiner Hilfe gegen sie anzugehen. Das nennt er „Glaube“.

Das bedeutet: Die Oberflächenstruktur des Textes ist nicht unwichtig. Es kommt nicht nur auf die Tiefenstruktur an, nicht nur auf den Kern, die Grundlage des Textes. Alle Ebenen stehen in Beziehung zueinander.

Aufgabe:

Überlege: Wie kann man diese Interpretation benennen, einordnen? Füge sie den oben genannten Interpretationsmustern bei.

 Auszug aus einer Predigt zu dem Text Mk 1,32-39. Bevor Du den Auszug liest, mache Dir selbst Gedanken zu dem Evangelientext. Welchen der oben genannten Interpretationen ist dieser Auszug zuzuordnen? Ist das die einzig richtige Interpretation?

„Jesus war sehr realistisch. Er wusste: Die Not der Menschen übersteigt sein menschliches Dasein. Er wusste aber noch etwas: Seine Aufgabe bestand nicht allein darin, die Menschen körperlich zu heilen, sondern sie bestand auch darin, seelisch zu heilen. Sie bestand darin, sie durch seine Botschaft von Gottes Reich, der Nähe Gottes aufzurichten, Hoffnungskörnchen in die Herzen und Gedanken zu pflanzen und Liebe. Das war seine eigentliche Aufgabe – und diese Aufgabe vollbrachte er nicht auf eigene Vollmacht hin – sondern er zog sich immer wieder zurück zum Gebet. Diese kleine Notiz zeigt, dass Jesus im Einklang mit seinem himmlischen Vater lebte und handelte. Und im Einklang mit dem himmlischen Vater entzog er sich den Kranken, die in Kapernaum all ihre Hoffnungen auf ihn setzten – und er zog weiter. Und die Kranken? Sie zogen hinter ihm her. Eine unendlich lange Schlange folgte Jesus. Immerzu auf seinen Spuren suchten sie ihn, rutschten auf dem Boden, humpelten, fielen blind immer wieder auf den unebenen Wegen hin, eine endlos lange Schlange des Leids folgt Jesus seit er auf der Erde lebte, folgt und folgt ihm. Und Jesus? Manche heilt er, weil sie auf seinem Weg gerade da sind, doch die vielen, vielen nicht Geheilten suchen ihn. Und auf ihrem Weg hinter Jesus her, finden manche der Notleidenden Freunde. Sie helfen sich gegenseitig. Der Blinde wird vom Lahmenden geführt, der Gelähmte wird vom Starken getragen, auch andere Menschen treffen ein, die allein Jesus sehen und hören wollen, auch sie erbarmen sich über die Menschenmenge und lernen Liebe zu üben. Auf dem Weg hinter Jesus her lernen sie teilen, nicht nur Leid und Schmerz, Freude und Lachen, sondern auch ihr Brot, ihr Geld. Manche Menschen geben auf diesem schweren Weg auf – aber manche geben nicht auf und darum wird ihr Herz verändert, ihre Gesinnung wird neu: Auf dem Weg hinter Jesus her wächst ihre Liebe zu den anderen Menschen, den Not Leidenden, wächst ihre Offenheit, ihre Hilfsbereitschaft. Menschen, die sie vorher verachtet haben, wachsen ihnen ans Herz, Menschen, die sie vorher überhaupt nicht wahrgenommen haben, kommen ihnen ganz nahe. Und sie tun Dinge, die sie sich vorher nie zugetraut haben: Sie können pflegen, sie können gute Worte sagen, sie können warmherzig schauen und zuhören, ihre Hände entwickeln Segenskräfte – auf dem Weg, dem langen Zug der Notleidenden hinter Jesus her geschehen Wunder über Wunder, weil sich die Herzen der Menschen verändern. Jesus ist weg – einfach weg. Doch an seiner Stelle treten Menschen, die nicht das tun können, was Jesus tat, aber sie können etwas, das sehr, sehr wichtig ist: sie lernen, liebender Mensch zu sein. Sie lernen, für andere da zu sein, empfindsam zu werden nicht nur für die eigenen Nöte, sondern für die Nöte anderer.“ (Wolfgang Fenske: http://predigten.wolfgangfenske.de/markus-1.html )

Überlege:

  1. Was verstehst Du unter „Wunder“?
  2. Ist das Wachsen und Blühen einer Blume genauso als Wunder einzuordnen wie überraschende Wendungen – zum Beispiel – in Krankheiten? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Warum nicht?
  3. Gehört zu einem Wunder ein Wundertäter (z.B. Gott oder Mensch)?
  4. Wie interpretierst Du das Wort, das der Kirchenvater Augustinus (354-430) gesagt haben soll: „Das Wunder ist nicht ein Widerspruch zu den Naturgesetzen, sondern ein Widerspruch zu dem, was wir von diesen Gesetzen wissen.“
  5. Das Wunder der Sturmstillung (Mk 4,35-41) steht im Markusevangelium zwischen dem Gleichnis-Kapitel (Kapitel 4) und dem Kapitel mit den Wundern (Kapitel 5,1-6,6). Warum könnte Markus dieses Wunder hier eingeordnet haben?
  6. Hast Du selbst Erlebnisse gehabt, die Du als Wunder interpretierst? Wunder sind?
  7. Welches (a) Weltbild, (b) Menschenbild, (c) Gottesbild haben die Wunderkritiker und die Wunderbefürworter?

Überlege:

Ich bin offen für Gottes Wunder. Ich selbst hatte Erlebnisse, die ich als solche interpretiere. Gott kann wunderbar wirken – aber der Mensch hat auch wunderbar Phantasie. Nicht böse gemeinte Phantasie, sondern eine – wunderbare Phantasie.

Ich bin offen für Gottes Wunder. Dennoch, wenn ich von Wundern höre, bin ich eher ein zweifelnder Thomas. Gelassenheit ist auch meine Glaubensdevise: Wenn Gott will, ändert er meine Sicht. Verkrampft glauben müssen ist das Gegenteil von freudigem Herzen, offenem Glauben.

Eric Metaxas hat neben vielen anderen Büchern (z.B. Biographien) ein interessantes Buch zum Thema Wunder geschrieben (Wunder – Entdeckungen eines Skeptikers) – und wie viel Menschen solche erleben und erlebt haben. Nur wagt man es kaum auszusprechen.

Das wohl auch darum, weil man befürchtet, gefragt zu werden und sich auch selber fragt:
Warum ich? Warum nicht die vielen, vielen Menschen, die eines nötiger hätten? Das gehört mit zu den großen Fragen der Theodizee. Nicht nur: Warum trifft gerade mich das Leid – sondern auch: Warum trifft gerade mich das Wunder?