Vorbilder / Rolemodel

VORBILDER

1. Vorbilder allgemein

Aufgabe 1: a) Überlege: Wer/was sind Vorbilder? b) Hast Du ein Vorbild/Vorbilder?

Im Rahmen der Ethik denken wir über Vorbilder nach. Heute sprechen manche nicht gerne von einem Vorbild. Sie verwenden eher das Wort: Rolemodel.

Wir Menschen leben in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen.

Aufgabe 2: a) Wie wird das Leben in einer Gemeinschaft geregelt? b) Was sind:

  • Regeln,
  • „vorbildhaftes Verhalten“,
  • Vorbilder,
  • Traditionen,
  • Gesetze,

Aufgabe 3: Fragen:

  • Welche Regeln sind gut?
  • Was empfinde ich als vorbildhaftes Verhalten? Zeichne sie jeweils in Piktogramme (= ein Bild/Zeichen, das eine Information weitergibt).
  • Vorbilder: Was ist ein Vorbild? Was ist ein Held? Was ist ein Idol? Was ist ein „Fan“? Überschneiden sich die Begriffe, welche Schwerpunkte legt der jeweils einzelne Begriff?
    Ein Fan = …; ein Idol = …; ein Held = … Eine Hilfestellung: Ein Held ist ein Mensch, der eine wichtige Tat getan hat, unter dem Einsatz seines Lebens; ein Idol ist eine (göttlich) verehrte Person; das Wort Fan kommt von fanatic – also ein sehr großer Anhänger einer Person oder Gruppe; ein Vorbild ist ein Mensch, dem man aufgrund seiner menschlichen Lebensleistung nacheifert. Freilich gibt es auch negative Vorbilder – aber das Wort „Vorbild“ ist weitgehend positiv konnotiert.

Anders als Regeln und Gesetze gibt mir die Orientierung an einem Vorbild Freiheit: Ich kann mir mein Vorbild selbst aussuchen – ich kann selbst entscheiden, was ich von meinem Vorbild übernehme, was nicht … Vorbilder sind auch nicht für allemal festgelegt, sondern ich selbst kann neue Vorbilder suchen bzw. besser: Ich finde in meinem Leben Vorbilder …

Ein paar Begriffe, die nicht immer scharf voneinander zu trennen sind, sind ansatzweise zu klären.

Aufgabe 4: findest Du Beispiele?:

  • Regeln: Mehr oder weniger verbindliche Vorgaben, die sich für das Zusammenleben in bestimmten Alltagsfragen als vernünftig und gut erwiesen haben.
  • Traditionen: Verhaltensweisen, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, zum Teil nicht reflektiert werden.
  • Normen: verbindliche und einheitlich festgelegte Regeln (vgl. Rechtsnorm/Gesetze), aber auch anerkannte soziale Grundlage (Soziale Norm)
  • Werte/Wertvorstellungen: Eine soziale Gruppe sieht etwas als moralisch erstrebenswert an, damit das Zusammenleben gelingt. Werte sind die Basis, das Fundament von Normen, Regeln usw.
  • Gesetze: Menschliches Verhalten wird durch „den Staat“ geregelt, ein entsprechendes Verhalten ist einklagbar.
  • Vorbild: Ich wähle mir aufgrund meiner eigenen Lebenseinstellung ein Verhaltensvorbild.

Ehrfurcht vor dem Leben (Albert Schweitzer) ist der Grund – darauf wird die Basis, das Fundament errichtet: Werte (Gesundheit, Sicherheit, Würde, Gerechtigkeit, Toleranz, Ehrlichkeit, Ordnung, Respekt usw.). Auf dieser Basis, diesem Fundament werden die Regeln, Normen, Gesetze errichtet, werden Traditionen beurteilt (einander grüßen und nicht hintergehen, sein Umfeld sauber halten, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, …).

Aufgabe 5: Benötigt jeder Vorbilder?

Als kleine Kinder waren die Eltern, Geschwister usw. automatisch Vorbilder, dann, wie man herausgefunden hat, sind ab ca. 2-3 Jahre eine Weile lang Menschen gleichen Geschlechts Vorbild, als Jungs für kleine Jungs, Mädchen für kleine Mädchen (Ausnahmen bestätigen immer die Regel). Wir müssen jedoch als selbstbewusste Menschen kein Vorbild haben – aber ein Vorbild hilft, nach Höherem zu streben, macht die Seele weiter, größer… Man schmort nicht im eigenen Saft… Vor allem auch: Die Person, die man sich als Vorbild gewählt hat, spiegelt mich selbst wider, meine Wünsche/Vorstellungen vom Leben… – sie geben diesen eigenen Vorstellungen aber noch Besonderheiten, Ziele mit. Vorbilder müssen nicht Menschen sein. Als Vorbilder dienen für viele auch literarische Figuren, Figuren im Film, auch in Zeichentrick-Filmen, oder „Kunstfiguren“, wie sie z.B. Influencerinnen und Influencer darstellen… Insgesamt sind Menschen – auch literarische Figuren – die uns inspirieren, uns beeindrucken Vorbilder. Bewusst oder unbewusst.

Wir Menschen durchleben immer auch Phasen. Zum Beispiel Phasen, in denen wir Vorbilder haben, bewusst/unbewusst, Phasen, in denen wir uns Vorbilder suchen. Dann gibt es aber auch Phasen, in denen wir Vorbilder ablehnen bzw. gar nicht daran denken, dass wir Vorbilder haben könnten. Wir genügen uns selbst bzw. wir denken gar nicht weiter darüber nach, weil wir mit unserem Leben so wie wir es leben zufrieden sind. Darum denken wir auch nicht weiter darüber nach. Oder wir können auch aus weltanschaulichen Gründen Vorbilder ablehnen: Alle Menschen sind gleich. Alle sind darum auch gleich gut oder gleich böse oder sonstwas.

Aufgabe 6: Interview: Hatten/haben die Eltern/Großeltern – Onkel/Tanten Vorbilder? Welche?

Aufgabe 7: Überlege: Vorbilder können sich im Laufe der Zeit auch ändern. Bleibt etwas dennoch gleich?

2. Vorbilder in der Kirche

Die christliche Kirche kennt Vorbilder. Schon Jesus hat in seinen Gleichnissen Menschen vor Augen gemalt, die Vorbilder sind. Zum Beispiel den „Barmherzigen Samariter“: Lukas 10,25-37. Dann hat die Kirche Menschen bewundert, die trotz Verfolgungen ihrem Glauben treu geblieben sind und sich mit ihrem Verhalten besonders hervorgetan haben. Man nennt sie „Heilige“ (ursprünglich wurden jedoch alle Christen als „Heilige“ bezeichnet). Es gibt auch viele sonderbare Heilige darunter – denn auch sie waren Menschen mit ihren Macken. Aber dann, als es darauf ankam, haben sie sich so verhalten, wie wir uns christliches Verhalten vorstellen.

Aufgabe 8: Recherchiere: Erinnert mein Name an einen Heiligen, eine Heilige? Wenn ja: Was war an ihnen vorbildhaft (was nicht)?

Es gibt aber auch Menschen, die nicht Christen sind und sich vorbildlich verhalten, die die Menschheit weiter gebracht haben, zum Beispiel Mahatma GandhiPaulus schrieb im 1. Thessalonicherbrief 5,21: Prüft alles, das Gute behaltet (vgl. Philipperbrief 4,8f.). Von daher haben Christen auch keine Scheu, Gutes in anderen Kulturen und Menschen zu sehen und es aufzunehmen. Der Maßstab ist freilich klar: das, was wir im Neuen Testament von Jesus Christus finden.

Menschen können um ihrer Fähigkeit Willen Vorbilder sein – zum Beispiel aus den Bereichen des Sports, der Schauspielkunst, der Berufe usw. – aber auch aufgrund ihres Charakters, ihres sozialen Einsatzes. Ein paar Beispiele aus diesem letzten Bereich seien genannt. Die folgende Liste ist freilich subjektiv und willkürlich:

Vorbildliche Menschen (Referate) (nur zu unbekannteren Personen werden ein paar Angaben hinzugefügt):

  1. Ayaan Hirsi Ali: Eine Muslima, die für Menschenrechte kämpft.
  2. Franz von Assisi
  3. Bartolome de Las Casas: Christ, der sich gegen Menschenrechtsverletzungen durch spanische Herrscher in Mittelamerika wandte.
  4. Hildegard von Bingen
  5. Friedrich von Bodelschwingh (der Ältere): ein Zuhause für Behinderte.
  6. Dietrich Bonhoeffer
  7. Buddha
  8. Marie Curie: Chemikerin und Physikerin (für beides Nobelpreis).
  9. Elisabeth von Thüringen: Nächstenliebe
  10. Anne Frank
  11. Hermann Gmeiner: Gründer der SOS Kinderdörfer.
  12. Mahatma Gandhi
  13. Monika Hauser: Eine Ärztin, die sich für Frauen einsetzt, die unter Kriegsvergewaltigungen zu leiden haben.
  14. Jesus von Nazareth
  15. Martin Luther King
  16. Janusz Korczak: Arzt, Pädagoge, Autor, begleitete Kinder ins KZ Treblinka.
  17. Aung San Suu Kyi: Eine Frau, die sich für die Freiheit in Birma einsetzte – aber nun kein Vorbild mehr ist?
  18. Dalai Lama
  19. Martin Luther
  20. Nelson Mandela
  21. Friedrich Spee: Jesuit gegen Hexenprozesse.
  22. Cicely Saunders: Eine Frau, die die Hospizhilfe gründete (Begleitung von Sterbenden).
  23. Albert Schweitzer
  24. Sadhu Sundar Singh: Ein Christ, der in hinduistischer Tradition den Glauben lebte.
  25. Mutter Teresa
  26. Desmond Tutu: Südafrikanischer Bischof, der sich gegen Rassentrennung einsetzte und nach dem Übergang in die neue Zeit den runden Tisch der Wahrheitskommission leitete.
  27. Denis Mukwege: Arzt, der sich um misshandelte Frauen im Ostkongo kümmert.
  28. Laxmi Saa und
  29. Reshma Qureshi: Frauen, die durch ein Säureattentat entstellt wurden und sich für Frauenrechte einsetzt.
  30. Nick Vujicic und
  31. Lizzie Velasquez: Menschen mit Behinderungen, die sich mutig für Menschen einsetzen.

Vorbildliche Gruppen (Referate – manche sind in den jeweiligen Vereinen. Erzählen lassen):

  1. http://drk.de/ (Deutsches Rotes Kreuz)
  2. www.diakonie.de/index.htm
  3. www.caritas.de/
  4. www.telefonseelsorge.de/
  5. www.brot-fuer-die-welt.de/
  6. www.misereor.de/
  7. www.igfm.de/ (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte)
  8. www.amnesty.de/
  9. www.fluechtlingsfrauen.de
  10. www.aerzte-ohne-grenzen.de/
  11. www.tdh.de/content/index.htm (terres des hommes)
  12.  www.thw.de/ (Technisches Hilfswerk)
  13. www.feuerwehr.de/
  14. www.blindenhilfswerk.de/
  15. www.kindernothilfe.de
  16. www.dksb.de (Kinderschutzbund)
  17. www.kummernetz.de
  18. www.saubere-kleidung.de

3. Jesus Christus

Aufgabe 9: Ist Jesus auch ein Vorbild?

Jesus kann Vorbild sein. Aber für Glaubende ist er mehr als ein Vorbild: Er ist derjenige, der das gesamte Leben prägt und es bestimmen sollte. Christen nennen ihn aus diesem Grund auch: Jesus Christus ist der Herr.

Aber sein Handeln und Reden sind vorbildlich, sie bieten Anhaltspunkte für soziales Miteinander.

Aufgabe 10: Was verbirgt sich unter WWJD / What Would Jesus Do? (Recherchiere! z.B..: http://de.wikipedia.org/wiki/W.W.J.D. )

Wenn wir Menschen vor Handlungen, die wir begehen, Worten, die wir sprechen, überlegen: Was würde Jesus tun? – dann betrachten wir das Problem aus einer anderen Perspektive, es wird versachlicht. Es wird aber nicht nur versachlicht, sondern wir nehmen die Perspektive dessen ein, der die Menschen liebt. Und Liebe hat das Wohl aller Beteiligten im Blick.

Aufgabe 11: Beobachte die Medien und Dich:
(a) Woran orientieren sich Menschen? Wer kommt in den Medien häufig zu Wort?
(b) Wonach richtest Du Dich im alltäglichen Leben aus (Kleidungsstil, Worte, Verhalten, PC-Spiele, Youtube-Clips…)?
(c) Woran sollten sich Menschen orientieren, die Jesus Christus nachfolgen?

(d) Das Thema Vorbild wird häufig im Kontext von Firmen-Ethik, Wirtschaftsethik thematisiert. Kannst Du Dir vorstellen, warum?