Religionen

Bevor Ihr mit diesem Thema beginnt, schaut bitte noch einmal in Ruhe alles durch, was Ihr bis jetzt gemacht habt.
Korrigiert Schreibfehler, überlegt, was Ihr Neues dazu gelernt habt, schreibt es zusammenfassend auf.
Wenn Ihr meint, schon alles gewusst zu haben, dann schreibt auf, was Euch dennoch zum Nachdenken angeregt hat.
Welche Fragen sind Euch gekommen? Wie kann man vorgehen, um sie zu klären, wie seid Ihr vorgegangen, um sie zu klären?

Bitte beachten!:
Nur in den dafür vorgesehenen Schulstunden daran arbeiten.
Nicht hetzen, es geht nicht um Schnelligkeit.

Ich mache Euch keinen Druck – macht Ihr Euch auch keinen.
Es geht darum, es nachzuvollziehen – und zwar kritisch nachzuvollziehen.
Es geht um Sorgfalt.
Es gibt keine Hausaufgaben.
Achtet auf Pausen.

Voraussichtlich zu bearbeiten ab dem 15.3.2021

Nachdem wir das Thema Werte und Freiheit/Verantwortung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet haben, werden wir uns laut Lehrplan dem Thema Religion widmen.

Auch wenn man manchmal in Europa meint, dass Religionen kaum mehr eine Rolle spielen: weltweit gesehen sind Religionen für die Menschheit dominant.

Aufgabe 1 (Antworten findest Du unter diesem Thema):
(a) Welche Religionen kennst Du?
(b) Weißt Du, welche Religion die meisten Anhänger weltweit hat?
(c) Welche kommt danach?

Religionen haben sich im Laufe der Zeit vielfach in Gruppen geteilt. Diese Gruppen nennt man „Konfessionen“/“Bekenntnisse“, die wiederum in andere Gruppen unterteilt werden können. Konfessionen des Christentums sind unter anderem: Römisch Katholische Kirche, Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche, Charismatische/Pfingst-Kirche…
Konfessionen des Islam sind unter anderem: Sunniten, Schiiten, Ahmadiyya…
Konfessionen im Buddhismus sind z.B.: Mahayana, Hinayana, Theravada Buddhismus, man kann auch lokal unterscheiden: Tibetanischer Buddhismus, Zenbuddhismus (Japan) usw.
Im Hinduismus gibt es keine Konfessionen, da sich hinter der Bezeichnung Hinduismus keine einheitliche Religion verbirgt, sondern eine Fülle an unterschiedlichen religiösen Strömungen Indiens.

Aufgabe 2 (Antwort findest Du unter diesem Thema):
(a) Welche Konfession ist weltweit die größte?
(b) Merke Dir die Namen der Religionen und der Konfessionen. Sie werden immer wieder begegnen. Auch in den alltäglichen Nachrichten.

Es gibt auch Menschen, die sich keiner der großen Religionen zuordnen, Menschen, die Ahnenreligionen angehören, Menschen, die an keinen Gott glauben, Menschen, die an die „göttliche“ Kraft der Materie / des Kosmos glauben. Es gibt eine sehr große Vielfalt mit Blick auf Religionen, Religiöses. Aber erst einmal:

WAS IST „RELIGION“?

Aufgabe 3:
Bevor Du das Folgende liest, überlege: Was verstehst Du unter „Religion“?

Was bedeutet das Wort „Religion“? Der Begriff „religio“ wurde im Laufe der Zeiten unterschiedlich interpretiert. Im Folgenden sei ein kleiner Überblick gegeben. Im Wesentlichen ist das eine Fragestellung, die in Europa diskutiert wurde. Wie es in anderen Religionen aussah, wird unter Punkt 10 angesprochen:

  1. Das lateinische Wort „religio“ hat unterschiedliche Bedeutungen zum Beispiel: (a) gewissenhaftes Beobachten – rituelle Genauigkeit einhalten (religere); (b) zurückbinden (religare).
  2. Der heidnische Philosoph Cicero versteht darunter „Verehrung der Gottheiten“. Hiermit geht es nicht um Glauben an Götter, der wird vorausgesetzt, sondern es geht darum, die religiösen Handlungen korrekt zu vollziehen. Wenn sie nicht korrekt vollzogen werden, reagieren Götter aggressiv. (Vgl. religere.)
  3. Der christliche Theologe Augustin versteht darunter ca. 500 Jahre später die Rückbindung der Seele an Gott. (Vgl. religare.)
  4. Vor der Reformation (16. Jahrhundert) wird „religio“ als allgemeiner christlicher Glaube interpretiert, in der Reformation wird „religio“ als wahrer Glaube dem Aberglauben, der Magie, dem römisch-katholischen Kult entgegengestellt.
  5. Das wurde dann in der Neuzeit neu interpretiert: Man trennt Religion von Glaube, das heißt, man kann religiös („natürliche Religion“) sein, ohne (christlich) zu glauben.
  6. Wenn „natürliche Religion“ bedeutet, dass sie von Menschen gemacht wurde, kann man sich, wie moderne Atheisten meinen, sowohl gegen Religion, als auch gegen Glauben wenden.
  7. Wenn aber „natürliche Religion“ bedeutet, dass sie zum Wesen des Menschen gehört, wird sich der Mensch auch in der Abwendung von bestimmten Formen der Religion immer wieder Religiösem (z.B. Esoterik, Wissenschaft als Religion, Sport als Ersatzreligion, Ideologien usw.) zuwenden.
  8. In der Zeit der Reformation beginnt auch schon eine Sichtweise, die später in der Aufklärung deutlicher wird: „religio“ wird als Gattungsbezeichnung für alle Religionen verwendet. Nicht nur christliche Religion ist Religion, sondern andere Glaubensformen sind es ebenso. Es gibt eine Art „natürlicher Religion“ die als Einheit hinter allen einzelnen religiösen Ausformungen zu finden ist.
  9. Im 20. Jahrhundert wird der persönliche durch Gottes Offenbarung ermöglichte Glaube den Religionen, dazu gehört auch das Christentum als Religion, entgegengestellt. Der aus der Beziehung zu Gott in Jesus Christus entstandene Glaube reformiert die von Menschen gemachte natürliche Religion in einem immerwährenden Prozess. Es findet eine Individualisierung des Glaubens statt, die der Religion als Gemeinschaftsereignis entgegengestellt wird.
  10. Solche Vorstellungen von Religion gibt es weder im antiken Griechenland noch in den anderen Religionen. Im antiken Griechenland werden die für religiöse Handlungen verwendeten Worte auch im allgemein menschlichen Kontext verwendet (Eusebeia = Ehrfurcht gegenüber Göttern und Menschen; latreia = kultischer Dienst und Dienstleistung usw.) Das gilt auch für den Koran: din bezeichnet Religion/Religionen aber auch Brauch, Sitte. Im Hinduismus bezeichnet Dharma kosmisches Prinzip, Kastenordnung, Götter halten den Kosmos zusammen. Im Buddhismus bedeutet Dharma: Lehrsystem, rechtes Verhalten. Im Konfuzianismus bedeutet Dao: Weg, Prinzip, das allem zugrunde liegt, Ordnung. In afrikanischen Kulturen gibt es wohl keinen Begriff für das, was wir als „Religion“ bezeichnen. Bei den Germanen gab es das Wort Bond bzw. Hopt: Bande bzw. Fesseln, um die Bindung an Götter anzuzeigen. In frühchristlicher Zeit haben Christen zur Kennzeichnung ihres Glaubens folgende Worte verwendet: Amen/Emunah (hebräisch) sich festmachen, sich ausrichten, bzw. pisteuein (griechisch): trauen, vertrauen, sicher erwarten. Das alte Wort Glauben bedeutet: begehren, lieben, loben, vertrauen. Die moderne deutsche Übertragung des Wortes Glauben („ich glaube, morgen scheint die Sonne“): für wahrscheinlich halten, annehmen, meinen – gibt also die frühchristliche Intention in keiner Weise wieder. Die christliche Bedeutung weist auf eine Beziehung zu Gott hin.

Aufgabe 4: Was also versteht man unter dem Wort „Religion“? Das ist nicht einfach zu greifen. Was gehört Deiner Meinung nach alles zu einer Religion?

Definition: Religion ist…

In der Religionswissenschaft arbeitet man mit dem Konzept des „methodischen Atheismus“ – das heißt: Man geht davon aus, dass es keinen Gott gibt. Und darum muss man von Gott abstrahieren und die Religionen als eine Größe betrachten, die vom Menschen ausgeht – nicht von Gott/Göttern. Entsprechend versucht man die verschiedensten Religionen und religiösen Strömungen wissenschaftlich-neutral beschreibend (phänomenologisch) zu untersuchen. Man findet:

(a) einen gemeinsamen Nenner – die Substanz – aller  Religionen, um das Wort „Religion“ definieren zu können (= substanzialistisches / substantielles Religionsverständnis);

(b) oder man sucht nicht nach gemeinsamen Inhalten, der Substanz, sondern nach der gemeinsamen Funktion der religiösen Handlungen (= funktionales Verständnis).

Substanz“ könnte sein: Glaube an ein höheres Wesen, Transzendenzerfahrung / Heiligkeit – doch stellt sich hier die Frage: Wie weit trifft das auf den ursprünglichen Buddhismus, Konfuzianismus zu?

Als „Funktion“ kann genannt werden: soziale Integration, Sinngebung, Orientierung in der Lebenswelt, Reduktion von Komplexität – doch stellt sich die Frage: Sehen sich die Religionen selbst so?

Das bedeutet in einem dritten Schritt: Man versucht das substanzialistische und funktionale Verständnis zusammenzuführen. Aber auch dieser Versuch hat den Nachteil, dass unser abendländisches Religionsverständnis über andere Religionen gestülpt wird.

Fazit:

Wird man die anderen Religionen mit einbeziehen, kommt man zu dem Schluss, dass Religion ein gesamt-kulturelles Phänomen ist, das mit Wirtschaft, Kunst, Recht, sozialer Ordnung, Ethik, Kult, Lehrsystemen, Institutionen, Erfahrungen, Werte usw. verwoben und von diesen nicht zu trennen ist. Aus diesem Grund möchte man auf die Definition dessen, was Religion ist, in der Religionswissenschaft verzichten.

Aufgabe 5: Merke Dir die Begriffe – und schreibe auf, was sie bedeuten:
(a) Religionswissenschaft: …
(b) Substanz einer Religion: …
(c) Funktion einer Religion: …

Warum gibt es Religion?

  1. Es ist zu beobachten: Religion ist Teil der Menschheit seit Anfang an.
  2. Daraus kann man folgern: Der Mensch benötigt Religion und sie bietet ihm evolutionäre Vorteile (Kraft, Trost, Hilfen im Alltag…)
  3. Religion ist eine Erfindung der Menschen (säkular-atheistische Position), um eben das, was unter 2. gesagt wurde, zu bekommen.
  4. Ob es Götter/Gott gibt oder nicht, Religion muss mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden untersucht werden (Methodischer Atheismus).
  5. Götter haben den Menschen im Laufe der Zeit durch Belohnung und Strafe verdeutlicht, wie sie verehrt werden möchten (vgl. der römische Philosoph Cicero).
  6. Gott lässt sich von den Menschen vernehmen: Offenbarungsreligionen (von oben nach unten: Judentum, Christentum, Islam). Er lässt sich vernehmen durch Worte (Audition), Sichtbare Zeichen (Vision), richtige Interpretation seines Handelns.
  7. Religion gehört zum Grundbedürfnis der Menschen (Maslowsche Bedürfnispyramide [1970]: Unterste Ebene: Soziale Bedürfnisse – aufsteigende Ebenen: Individualbedürfnisse, Kognitive Bedürfnisse, Ästhetische Bedürfnisse, Selbstverwirklichung, Transzendenz).
  8. Islamischer Ansatz: Allah hat sich dem Propheten Mohammed offenbart und durch ihn den Menschen den Koran gesandt (von oben nach unten). Von Beginn der Schöpfung an waren Menschen religiös. Sie waren Muslime. Doch dann sind die Menschen durch den Sündenfall von Allah abgefallen. Seitdem gibt es verschiedene Religionen. Alle Menschen müssen wieder zu Allah zurück geführt werden.
  9. Christlicher Ansatz: Religion ist das Bestreben des Menschen, sich den Göttern zu nähern (von unten nach oben) – aber wahrer Glaube/Vertrauen wird von Gott selbst durch seinen Geist hervorgerufen (von oben nach unten), da man im Leiden/Sterben Jesu Christi am Kreuz von sich aus Gottes Handeln nicht erkennen kann. Man kann es sich nur zusprechen lassen und Gott vertrauen.

Aufgabe:
Zeichne zu den 9 Punkten eine Mindmap.

***

Hier gibt es einen visuellen Überblick:

Antworten

Zu Aufgabe 1:
(a)-(c) Die größten Religionen sind, geordnet nach Anzahl der Gläubigen: Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Schintoismus, Judentum – und es gibt eine große Zahl kleinerer Religionen und religiöser Gruppen.

Zu Aufgabe 2:
Sunniten