Sprache des Glaubens (1): Zeichen und Symbole

Einführung:

Gott muss sich selbst zur Sprache bringen (Offenbarung) – und das tut er, indem er die Sprache verwendet, indem er die Sinne anregt. Menschen versuchen nun die Gotteserfahrungen Sprache werden zu lassen, zu kommunizieren als Individuen als Teil ihrer Kultur und ihrer Zeit – immer in dem Bewusstsein, dass das eigentlich kaum machbar ist. Und so können wir Menschen den Mythos verwenden, wir können vergleichende Sprache verwenden – so hat z.B. Jesus Gleichnisse herangezogen. Mythos wie Gleichnisse – wie auch Lyrik – sprechen Seiten des Menschen an, die er nicht nur rational erfassen kann, sondern ihn auch emotional zu erfassen in der Lage sind. Das Sprechen von Gott ist metaphorisch. Manche Formulierungen sind Abhängig von Situationen, von bestimmten Zeiten – manche sind zeitlos gültig. Auch Musik ist eine religiöse Sprache. Die an dieser Stelle jedoch nicht vertieft wird. (Als Beispiel sei auf Spiritual/Gospel hingewiesen: https://gedichte.wolfgangfenske.de/spiritual-gospel/ ).

Es sei noch angemerkt, dass in der Zeit, in der zum Beispiel die Schöpfungsgeschichten entstanden sind, Wissenschaft, Religion, Moral, Weisheit zusammengeflossen sind. Welterkenntnis war eine Einheit. In der Neuzeit wurden diese getrennt. Die alte Wissenschaft nennt man Weisheit, die der Neuzeit Wissenschaft. Durch die Trennung haben sich auch die „Sprachspiele“ voneinander entfernt.

Aufgabe: Die hier geäußerten Sachverhalte und Fachbegriffe bitte merken.

Sprachspiele / Soziolekt:

Der Philosoph Wittgenstein hat „Sprachspiele“ in die Diskussion eingebracht: Menschen sprechen – und dieses Sprechen ist in Kontexten zu Hause. Diese Kontexte werden von bestimmten Gruppen usw. geprägt. Von daher versteht nicht jeder Mensch jedes Sprachspiel, weil er nicht mit dem jeweiligen Kontext vertraut ist. Soziolekt – jede Gruppe einer Gesellschaft hat ihre Sprach-Variation. Jugendsprache unterscheidet sich von der Sprache Erwachsener, die Juristen unterscheiden sich in ihrer Sprache von den Medizinern, Naturwissenschaftler haben ihre ihnen eigene Sprache wie auch die Philosophen – und derjenige, der nicht dazugehört, versteht vielfach gar nichts oder Nuancen nicht, weil er nicht in diesem Sprachspiel bzw. Soziolekt zu Hause ist.

Jetzt geht es erst einmal um:

Zeichen und Symbole

Aufgabe:
Welche religiösen Symbole/Zeichen kennst Du? Zeichne die, die Dir einfallen und erläutere sie: Was bedeutet das jeweilige Symbol?:
(a) Christentum
(b) Judentum
(c) Islam
(d) Buddhismus
(e) Hinduismus

Recherchiere ein wenig im Internet, wenn Du für die jeweilige Religion keine kennst – bzw. nur vermutend kennst.

SYMBOLE AUS RELIGIONSWISSENSCHAFTLICHER SICHT

1. Zeichen

Zeichen sind keine Symbole. Die bekanntesten Zeichen sind die Verkehrsschilder. An vielen von ihnen kann man erkennen, worum es geht. Wesentlich ist aber: Man hat sich auf sie geeinigt. Sie zeigen etwas, weisen auf etwas hin. Sie gehören zum Beispiel mit Gesten zu den menschlichen Kommunikationsmitteln.

Aus religionswissenschaftlicher Sicht hängen „Zeichen und Wunder“ zusammen: Die Götter bzw. Gott geben durch Zeichen zu erkennen, was sie dem Menschen sagen wollen. (indogermanisch: zeihhan = Wunder.)

2. Symbole

Von den Zeichen sind in religionswissenschaftlicher Sicht Symbole zu unterscheiden. Das Wort Symbol kommt von Zusammenwerfen: Ein Zeichen / Symbolträger wird mit einer Bedeutung zusammengeworfen. Das bekannteste Zeichen in der christlichen Religion ist das Kreuz. Es besteht aus einem Symbolträger (aus Holz, Metall, Plastik) dem eine Bedeutung zugewiesen wird.

Kennzeichen von Symbolen:

  • Symbole sind häufig Folge historischer Ereignisse. So ist das Kreuz in der Kreuzigung Jesu verankert. Es konzentriert zudem das Leben und Wirken Jesu auf dieses Zeichen des Kreuzes. Das heißt: Das Kreuz (aus welchem Material auch immer) ist als solches Träger der Botschaft vom Tod Jesu für die Menschen und von der Auferstehung Jesu von den Toten.
  • Anders als Zeichen wurde das Symbol nicht durch einen Menschen direkt eingesetzt, sondern es ist in einer Gemeinschaft gewachsen.
  • Das Symbol repräsentiert eine Macht – und vermag auch aus diesem Grund selbst Kräfte entwickeln. So repräsentiert das Kreuz die Wirksamkeit des Heilshandelns Christi und ist selbst wirkmächtig. Aus der Tradition ist bekannt, dass das Kreuz als solches Menschen schützen soll, Böses bannen kann.
  • Das Symbol bewirkt das, weil es nicht nur die göttliche, transzendente Macht repräsentiert, sondern: diese Macht ist in ihm selbst anwesend. Das heißt, dass Gott selbst in dem Kreuz anwesend ist. Noch deutlicher wird das mit Blick auf das Abendmahl. Es herrscht eine intensive Diskussion über Wein und Brot: Ist der Wein das Blut Christi? Ist das Brot der Leib Christi? Wieweit ist der Symbolträger Christusträger? Die Aussage: Es symbolisiert nur Blut und Leib – ist also aus der Perspektive dessen, was Symbol ist, äußerst ambivalent.
  • Zu dem Symbol gehört auch, dass Menschen sich mit diesem identifizieren. Das Symbol ist Teil von mir, meinem Glauben, meiner Weltanschauung, meines Lebens – und ich bin Teil der Macht, die in dem Symbol anwesend ist. Das wird deutlicher durch das Kreuzzeichen, das Christen (nicht nur katholische) machen: Berühren der Stirn, des Bauches und der beiden Schultern mit zwei Fingern – dazu die Worte: Vater und Sohn und Heiliger Geist.
  • Die Symbole sind – so heißt es – „Sprache des Glaubens“. Sie konzentrieren alles, was dem jeweiligen Menschen wichtig ist.
  • Symbole sind nicht nur Sprache des Glaubens, sondern das, was den Menschen in ihrem Glauben wichtig ist, wird nicht nur abstrakt erlebbar, erdacht – das Geglaubte wird greifbar. Gott bzw. die Götter selbst sind in diesem materiellen Gegenstand anwesend, somit sichtbar, spürbar, riechbar, manchmal schmeckbar, manchmal hörbar.

Aufgabe: Merke Dir Unterschiede zwischen Zeichen und Symbol! Schreibe ihn mit eigenen Worten – ein Merksatz! – auf.

Vor allem in der Psychologie, die von C.G. Jung ausgeht, wird die Bedeutung der Symbole dadurch erklärt, dass sie im Menschen schon unbewusst bzw. vorbewusst vorhanden sind. Und wenn man diesen begegnet, dann wird das Unbewusste von ihnen ergriffen und für das eigene Leben bedeutsam.

Nicht nur das Christentum hat Symbole, sondern zum Beispiel auch der Islam. Das zentrale Symbol ist der Koran. Symbolträger ist ein Buch aus ein paar Seiten mit beschriftetem Papier. Der Koran repräsentiert Allah, Allah selbst ist in dem Koran – in seinem Wort – gewisser Weise anwesend, und Menschen identifizieren sich so sehr mit ihm, dass, wenn einer auf die Idee kommt, ihn ungebührlich zu behandeln, sie massivst gegen den Menschen vorgehen. Ebenso ist aus hinduistischem Bereich bekannt, dass Menschen ermordet wurden, weil sie einer Heiligen Kuh Übles angetan haben bzw. beschuldigt wurden, ihr Übles angetan zu haben. Der Symbolträger ist die Kuh als biologisches Wesen. Anwesend mit der Kuh sind eine Vielzahl von Gottheiten und Geistern.

3. Verschiedene Aspekte zum Thema Symbol

Es wird manchmal im Fernsehen gezeigt, dass in irgendeinem islamischen Land eine amerikanische bzw. eine israelische Flagge verbrannt wird. Es wird gezeigt, wie Menschen in China oder in islamischen Staaten Kreuze zerbrechen, vernichten, von den Kirchen schlagen. Da das Kreuz im oben genannten Sinn ein Symbol ist, wird erkennbar, dass Menschen, die Gegner der Gruppe sind, die Zerstörung des Kreuzes dazu benutzen, den Menschen ihre Verachtung zu signalisieren: Wir sind mächtiger als euer Symbol. Wie euer Symbol zerstört wird, so werdet ihr zerstört werden. Was bedeutet das nun für Flaggen? Flaggen wurden wie Zeichen von Menschen konzipiert – unterscheiden sich also in dieser Hinsicht vom Symbol. Aber: Sie sind auch keine göttlichen Symbole – und somit trifft aber alles andere auf sie zu: Statt Gott/Gottheiten ist nun die Gemeinschaft des Volkes einzusetzen, seine Werte, seine Traditionen und Hoffnungen. Wenn die amerikanische/israelische Flagge zerstört wird, dann bedeutet es wie für die Zerstörung des Kreuzes: Wir sind mächtiger als euer Symbol. Wie euer Symbol zerstört wird, so werdet ihr zerstört werden.

Manche Gruppen übernehmen die Symbole anderer Gruppen, um von ihrer Bedeutung zu profitieren, weil sie in Menschen das berühren, was seit uralter Zeit in ihnen wirksam ist. Das wird zum Beispiel deutlich in der Übernahme der Isis mit dem Horuskind auf der Mondsichel. Christen haben das ägyptische Symbol übernommen, das die Herrschaft der Göttin als Himmelsgöttin zeigt, und haben dieses Symbol auf Maria mit dem Jesuskind übertragen.

Maria auf der Mondsichel. Unter ihr noch eine Schlange – Symbol wofür? – der sie das Jesuskind entrissen hat: vgl. Apokalypse / Offenbarung des Johannes Kapitel 12.

Negativ wird am Nationalsozialismus deutlich, dass er das uralte Sonnenrad verwendet hat, um die eigene Ideologie aufzuwerten – und damit haben sie das Sonnenrad zumindest in unserer Kultur massivst entwertet.

Manche Gruppen übernehmen das Symbol aber auch, um es abzuwerten. So verwenden Satanisten das Kreuz, stellen es nur auf den Kopf. Das heißt: Wir übernehmen euer Symbol, aber wir drücken unsere Verachtung dafür aus, dass wir es ins Gegenteil verkehren. Auch mit dem Apostel Petrus wird das umgekehrte Kreuz verbunden. Das zeigt laut Tradition, dass er anders als Jesus mit dem Kopf nach unten am Kreuz hingerichtet wurde.

Nomina Sacra

Ein Zwischending zwischen Symbol und Zeichen sind die Zeichen, die als Nomina sacra (sing.: Nomen sacrum – heiliger Name) / Akronyme bekannt sind: zum Beispiel das Chi/Rho: XP (Chr-istus), IHS (Jes-us). Die Macht des Namens Jesu Christi wird damit gezeigt. Zur kunstvollen Gestaltung s. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Nomina_sacra oder: https://de.wikipedia.org/wiki/Christusmonogramm

Aufgabe: Merke Dir den Fachbegriff und dessen Bedeutung: Nomina Sacra.

Gesten

Oben wurde die Geste des Kreuzzeichens (https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzzeichen ) genannt. Die Geste als solche ist also Symbolträger. Nicht nur Gegenstände können Symbolträger sein, auch Gesten. So zum Beispiel die Geste des Segnens. Diese sind heute eher bekannt, die Gesten des Fluchens sind weitgehend verloren gegangen bzw. wurden durch Beschimpfungsgesten ersetzt. Aber Gesten spielen in diesem Zwischenbereich zwischen Zeichen und Symbol nicht nur in der christlichen Religion eine Rolle, sondern auch in der asiatischen. Die Mudras, die Handstellungen sprechen aus, was sie sind: So sind zum Beispiel ineinander verschränkte Hände mit aneinandergelegten Zeigefingern, die nach oben weisen, die Geste für die Höchste Erleuchtung/Erwachung (uttarabodhimura).

Bedeutung von Zahlen

Zahlen, so Basilius der Große (330-379; „Über den heiligen Geist“ 18), sagen nicht 1+2+3. Wir befinden uns hier auf dem Gebiet der Bedeutung von Zahlen, der Zahlenmystik, die wir ansatzweise auch heute noch kennen: „7“ als Glückszahl, in vielen Völkern eine bevorzugte Zahl; christlich: 1 = Gottes Einzigkeit / 2 = Gottes Einzigkeit in der Selbstentäußerung Jesu / 3 = Kommunikation Gottes im Heiligen Geist > Geist des Menschen / 4 = Zahl des Körpers – das heißt: 7 = 3 (Geist) + 4 (Körper), bedeutet somit die Einheit des Menschen; die „6“ ist die Zahl der Vollkommenheit der Schöpfung (in sechs Tagen erschaffen); oder die „8“ bedeutet: Auferstehung, ewiges Leben, Neubeginn, Unendlichkeit. Die Zahlensymbolik ist nicht einheitlich in Kulturen, Zeiten, Traditionen.

Video zum Thema Symbole: https://www.youtube.com/watch?v=6SMskQivj0A

Friedens-Symbole/-Zeichen

Aufgabe: Male die jeweiligen Friedens-Symbole / -Zeichen.

(Bilder sind in dem Wikipedia-Artikel: Friedenszeichen zu sehen https://de.wikipedia.org/wiki/Friedenszeichen ).

Schwerter zu Pflugscharen

Die Sowjetunion schenkte der UNO 1959 eine Skulptur, die zeigt, dass ein Mann ein Schwert zum Pflug schlägt. Sie greift das Wort des Propheten Micha auf, in dem er sagt, dass Schwerter zu Pflügen umgeschmiedet werden.

Taube

Taube in verschiedenen Formen:

  1. Die Friedenstaube mit Olivenzweig, die der Noah-Geschichte entnommen wurde. Sie kommt im alten christlichen Kontext vor (z.B. in der Domitilla Katakombe) und wurde von Picasso aufgenommen.
  2. Die Taube ist auch Symbol für den Heiligen Geist. Jesus sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen. Die weiße Taube aus dem blauen Himmel.
  • Noahs Taube wie die Taube, mit der der Heilige Geist verbunden wird, zeigen Gottes Frieden an, den er den Menschen schenkt. 
  • Die Taube ist, wie Mt 10,16 zeigt, für Jesus ein Zeichen der Reinheit und Friedfertigkeit („ohne Hinterlist“). Als Friedenstaube wurde sie aufgegriffen: Weiße Taube auf blauem Grund.

Regenbogen

Gott schließt mit den Menschen einen Friedensbund – auch das ist aus der Noah-Geschichte angeregt worden. Aufgenommen wurde der Regenbogen jedoch mit umgekehrter Farben-Reihenfolge und ist als PACE-Regenbogenfahne bekannt.

CND

Das CND-Symbol das unterschiedlich interpretiert wird, soll einmal das N und D aus dem Winkeralphabet sein, und heißt auf Deutsch übersetzt: Nukleare Abrüstung; zum anderen kann es einen Mann angesichts der Atombedrohung mit hilflos herabhängenden Armen symbolisieren. Dieses Zeichen ist allerdings schon uralt und hat eher mit negativen Assoziationen (Verfolgung von Christen) zu tun.

Victory

Das Victory-Zeichen ist ein Y, das durch zwei nach oben geöffnete Finger (Zeige- und Mittelfinger) gebildet wird. Es wird vielfach auch als Friedenszeichen interpretiert. Der Friedensgruß Jesu besteht in der Ikonographie in den beiden zusammengelegten Fingern.

Kranich

Aus Japan kommt der Origami-Kranich als Symbol gegen nukleare Waffen, weitergeführt auch als Friedenssymbol.

Kreuz

Auch das Kreuz ist ein Zeichen des Friedens, wenn auch mit diesem Zeichen viel Schindluder getrieben und es missbraucht wurde. Am Kreuz selbst schließt Gott in Jesus Christus mit uns Menschen seinen Frieden, indem er Schuld vergibt, neue Wege ins Leben weist.

Aufgabe:
Gestalte ein Bild mit einer Osterkerze geschmückt mit Symbolen und Nomina Sacra.

Aufgabe:
Ein Lied im Gesangbuch (EG 262) beginnt mit der Strophe:
1. Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm Dich, Herr!

Für wen steht die Sonne als Symbol? Warum? Beachte dabei die urchristliche Gebetsgeste, mit geöffneten Händen und den Blick nach oben.