In Bearbeitung
Jesus von Nazareth, der von den Christen als „Christus“, der Messias / der Gesalbte, bezeichnet wird, ist neben Buddha und Mohammed der wirkungsvollste Religionsgründer. Er hatte freilich nicht im Sinn, eine neue Religion zu gründen – sein Ziel bestand darin, sein jüdisches Volk auf den Weg Gottes zu führen. Damit hat er Teil an der Aufgabe der Propheten, die in alttestamentlichen Schriften zu Wort kommen. Nach einer kurzen Zeit des Wirkens wurde er hingerichtet.
Seine Lehre und seine Taten haben Menschen so be-Geist-ert, dass sie versuchen, seit 2000 Jahren seinen Spuren zu folgen. Wesentlich für die Nachfolgebereitschaft ist die Erfahrung, dass Gott den hingerichteten Jesus von Nazareth auferweckt hat. Damit hat Gott auch die neue Botschaft – die freilich in der jüdischen Tradition Jesu begründet liegt – legitimiert.
Mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi hat sich auch im Laufe der Zeit die Botschaft in manchen Bereichen geändert. Bekanntlich wurde aus dem Verkünder des kommenden Reiches Gottes der verkündigte Gottessohn. Diese Formulierung intendiert, dass Jesus ganz andere Intentionen vertrat als die spätere Gemeinde. Dem ist jedoch nicht so, denn er handelte und redete schon mit einem außerordentlichen Selbstbewusstsein, was die Gemeinde aufgenommen hat.
Im christlichen Glauben ist jedoch auch eine „Inkulturation“ und „Intemporierung“ angelegt: Jede Kultur, jede Zeit interpretiert Jesus Christus auf ihre Weise, weil er als der Lebendige durch seinen Geist wirkt. Christlicher Glaube kann nicht starr sein, wenn der Geist Jesu wirkt – gleichzeitig hat der Glaube jedoch eine Konstante: den Geist Jesu Christi, den Geist Gottes.
Die Wirkungsgeschichte dieses Menschen ist immens. Nicht allein durch Bestätigung seiner Botschaft, sondern auch durch die Auseinandersetzung und Ablehnung seiner Botschaft. Schon früh (7. Jahrhundert) hatte die Botschaft China erreicht – und auf diesem Weg über Afghanistan möglicherweise seit dem 2. Jahrhundert (?) auch buddhistische Strömungen beeinflusst. Mohammed verkündet seine Botschaft in manchen Teilen des Koran indem er nicht nur das Alte Testament, sondern auch Jesu Botschaft neu interpretiert, hinduistische Gruppen werden durch das soziale Handeln herausgefordert. Herausgefordert wird auch der europäische Atheismus bzw. Agnostizismus. Beide sind im Grunde Folge der Befreiung Jesu: Jesus sieht den Menschen als Individuum, das für seinen Glauben selbst verantwortlich ist. Er kann sich nicht auf die Tradition berufen, nicht auf die Gruppe. Diese Individualisierung des Glaubens ist freilich auch durch die Amtskirche lange Zeit hindurch unterdrückt worden. Es gab aber Strömungen, auch in der Hoch-Zeit kirchlicher Macht, die diese Intention gelebt haben.
Die Wirkungsgeschichte ist noch nicht beendet – sie ist also Gegenwart: Die christliche Gemeinde wächst trotz Verfolgungen, Spötteleien, Bedrängnissen. Sie wächst, trotz ihrer eigenen Vergehen, Schwächen, Zweifel, Irrlehren.
Aufgaben
Aufgabe 1: Stelle das, was du von Jesus weißt, aus unterschiedlichen Perspektiven dar (Aufgaben können auch verteilt bzw. ausgewählt / ergänzt werden):
- aus der Perspektive eines Atheisten
- aus der Perspektive eines Hindus
- aus der Perspektive eines Christen
- aus der Perspektive eines Autors eines Film-Manuskripts
- aus der Perspektive Jesu
- aus der Perspektive eines Reichen/Armen
- aus der Perspektive einer Frau/Mann/Kind
- aus der Perspektive eines Sklaven/Herrn
- aus der Perspektive eines Intellektuellen/Analphabeten
Hat sich durch diese Aufgabe deine eigene Stellung zu Jesus verändert?
Aufgabe 2: Erfülle diese Aufgabe 1 am Ende der Beschäftigung mit diesem Thema neu.
Aufgabe 3: Stimmt das? Jesus war ein besonderer Mensch. Aber er wurde nicht verkündigt, weil er so besonders war, sondern weil er als Auferstandener erfahren wurde.
Aufgabe 4: Auf dieser Seite gibt es eine Fülle an Jesusbildern. Welches spricht Dich besonders an? Warum? Welches stößt Dich ab? Auch hier: Warum? http://www.picsearch.de/index.cgi?start=10333&size=1p&width=1362&q=Jesus