Fragen zu Gott

Einmal kurze Antworten zu umfassende Fragen, von Schülerinnen und Schülern gestellt:

1. Wie hat Gott die Welt geschaffen?

Der jüdisch-christliche Glaube geht mit Genesis (1. Buch Mose) 1 davon aus: Gott erschuf die Welt durch sein Wort. Gottes Wort wurde Welt. Das zeigt, wie mächtig das Wort sein kann. Das ist ein Bekenntnis. Beweisen kann man es nicht. Man kann nur sehen: Es ist etwas da, ich bin da. Vertiefungen dieser Frage wird in den folgenden Antworten gegeben.

2. Warum erschuf Gott die Welt?

Wir wissen es nicht. Aber wir glauben: aus Liebe. Er wollte ein freies Gegenüber. Dieses erschuf er, indem er den Menschen erschuf und diesem Wesen Freiheit gab.

3. Warum erschuf er die Welt gerade dann, als er sie erschuf und nicht vorher oder nachher?

Zeit und Raum, damit verbunden Materie usw. und Leben gab es erst seit der Schöpfung. Erst mit Beginn der Schöpfung ist für uns Menschen etwas denkbar. Das gilt auch für die naturwissenschaftliche Sicht. Es beginnt alles erst mit dem Beginn. Ein davor gibt es nicht. Salopp kann man sagen: Was hat Gott gemacht, bevor er die Welt erschaffen hat? Er hat sich gemütlich in seinen Fernsehsessel gesetzt und mit einer Tasse Tee geschaut, was die Fernsehmacher und Influencer sich so ausgedacht haben. Der berühmte Wissenschaftler Hawking glaubte mit einer Art Wissenschaft erklären zu können, was „davor“ war. Das hat ihm mächtigen Ärger von Wissenschaftlern eingebracht. Das ist nämlich Phantasie.

4. Welcher Religion gehört Gott an? Warum glauben Menschen an verschiedene Götter?

Gott erschuf die Menschen. Die Menschen – zumindest vermuten wir das vom Homo sapiens – waren, soweit wir zurück forschen können, mit Transzendenz befasst. Nicht unbedingt mit Gott, aber mit etwas, das über dem Menschen geahnt wurde. Diese Ahnung wurde interpretiert. Die unterschiedlichen Interpretationen sind dann Religionen geworden, das heißt, Menschengruppen schließen sich den Interpretationen an. Offenbarungsreligionen – ich spreche jetzt nur vom Judentum und Christentum – erkennen, dass Gott sich selbst offenbaren / zeigen musste, damit Menschen ihn überhaupt erst angemessen wahrnehmen können. Es begann mit Abraham, ging weiter über Moses und die Propheten, bis letztendlich Christen in Jesus Christus Gott erkannten. Sie erkannten ihn aber nicht aus sich selbst heraus, sondern weil sie den Geist Gottes in sich wirken ließen. Das Zeigen Gottes bedeutet aber nicht, dass alle Menschen ihn als Gott in seiner Fülle (in der Bibel wird von Herrlichkeit gesprochen) wahrnehmen können, sondern in der von Gott geschenkten Freiheit wahrnehmen.

4b. Glauben alle Religionen an den gleichen Gott?

Menschen aller Völker ahnen etwas, das höher ist als sie. Sie interpretieren das Höhere unterschiedlich. So entstanden und entstehen Religionen. Da es nur einen Gott gibt, glauben sie, an einen Gott – allerdings ist das nur eine theoretische Aussage, weil sich die Moral/Ethik, Weltbilder usw. der Menschen unterschiedlicher Religionen massiv voneinander unterscheiden. Für das Leben der Menschheit hat das kaum Konsequenzen, wenn man sagt, alle glauben an denselben Gott. Gleichzeitig gibt es aber in den unterschiedlichsten Religionen und Weltanschauungen Gemeinsamkeiten. Diesen gemeinsamen Kern muss man herausarbeiten, damit die Religionen miteinander positiv kommunizieren können.

5. Seit wann gibt es Gott? Wann wurde Gott erschaffen? Wie alt ist Gott? Wie ist Gott entstanden? Besteht Gott aus Materie?

Das Wort Gott wird so definiert, dass der damit verbundene Inhalt, also Gott, schon immer existierte und immer existieren wird. Das heißt also: Gott wurde nicht erschaffen. Die Frage, wann er erschaffen wurde, erübrigt sich mit der Antwort zur Frage 3. Denn wir können als Menschen nicht denken, dass es vor Raum, Zeit, Materie usw. etwas gab. Wenn wir nicht Gott entsprechend als ewig existent ansehen, dann rückt die Natur an seine Stelle. Sie ist ewig existent… – Das heißt: Wir Menschen kommen so oder so an die Grenzen unseres Verstandes. Dass es mehr als Materie gibt, weiß man heute sehr gut. Gott selbst ist jedoch weder Materie, noch Energie noch sonst irgendetwas, das wir kennen, da er kein Geschöpf, sondern Gott ist. Wenn wir von Gott als Person, Energie usw. sprechen, dann nur darum, weil wir Menschen nicht in der Lage sind, Gott adäquat zu erfassen.

6. Wo befindet sich Gott?

Wo befindet sich Gott nicht? Gott ist nicht der weißbärtige alte Mann, der irgendwo im Himmel sitzt. Wir müssen uns von dem Bild der Künstler lösen. Gott ist eine Macht, die als sein Geist die gesamte Schöpfung durchdringt. Vielleicht erklärbar mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Man muss also ein Empfangsgerät verwenden – das ist der Glaube. Wie man beim Smartphone fast an jedem Ort der Erde die Nachricht empfangen kann, weil die Wellen überall hin“fluten“. Das Empfangsgerät: „Glauben“ bedeutet vertrauen. Dieses kann wachsen, indem man den Code kennen lernt und den Code auch verwendet: Jesus Christus, Bibel, andere Glaubende… – überlegt: Welche Erfahrungen, die ich mache, sind plausibler, weil ich Gott denke… Noch eine Anmerkung zum „Himmel“: Himmel ist nicht im Sinne von Sky (also dem, was man sieht, wenn man nach oben schaut) zu verstehen, sondern religiös, als Heaven.

7. Hat Gott Einfluss auf das Leben der Gläubigen? Bestimmt Gott das Schicksal? Kann Gott Dinge beeinflussen?

Er hat auf das Leben der Gläubigen Einfluss, so sie den Glauben als Nachfolge Jesu Christi ernst nehmen. Er schenkt ihnen Kraft, Geborgenheit, man kann mit ihm kommunizieren, er gibt Lebenssinn, Brüche im Leben werden mit Gott überbrückt, er hilft, Gemeinschaft zu bilden und Welt zu erklären. Solche Aussagen finden wir nicht nur von Gläubigen. Sie sind zum Teil auch Ergebnis von Studien an Kranken. Dass Gott das Schicksal des Menschen bestimmt, ist aus der Sicht des Glaubens möglich und wahrscheinlich. Aber dazu gehört genauso: Der Mensch ist auch für das, was er tut, verantwortlich. Ein fauler Rückzug nach dem Motto: Da kann ich nichts für, Gott hat es so bestimmt, gilt im Glauben nicht, wie wir an Jesus sehen. Gott beeinflusst Glaubende, damit sie in seinem Sinne handeln können – wenn sie ihm gehorchen. Ob er auch durch „Zufälle“ handelt, das zu beurteilen ist wie vieles den einzelnen Glaubenden überlassen. (Z.B.: Ich verpasse einen Zug, weil ich stolpere. Im nächsten Zug lerne ich einen klasse Menschen kennen, der mich in meinem Leben weiter bringt. Ließ Gott mich stolpern? War das Zufall? Als Glaubender lässt man sich von irgendwelchen Zeitbehinderungen nicht aus der Fassung bringen, weil Gott dahinter stehen kann.)

8. Welches Geschlecht hat Gott?

Gott ist Gott. Weder Mann noch Frau noch Kind noch irgendeine der Zwischenversionen. Gott ist als Schöpfer ganz anders. Christen bezeichnen Gott als „Vater“, weil Jesus Christus Gott als „Väterchen / Abba“ bezeichnet hat. Damit ist aber kein Geschlecht gemeint, sondern Jesus  verwendet eine Sprache, die uns vertraut ist. Das „Väterchen“ zeigt, dass mütterliche Elemente mit vertreten sind – nicht Vater im strengen Sinn. Jede Gottesanrede und Rede von/über Gott ist metaphorisch. Wir Menschen kommen nicht über unsere begrenzte Sprache hinaus. Die Anrede „Väterchen kennzeichnet eine Beziehung. Auf diese kommt es an – nicht auf das Geschlecht.

9. Wieso glaubt man an Gott? Warum ist seine Existenz umstritten? Wir können Gott nicht beweisen.

Manche Menschen glauben an Gott, weil er ihnen wichtig ist, andere glauben schlicht und ergreifend, weil es ihn gibt, wieder andere, weil ihnen seine Liebe und Zuwendung ergreift… Warum die Existenz Gottes umstritten ist – ist genauso vielfältig zu beantworten wie die Frage, wieso man an Gott glaubt. Manche Menschen möchten nicht an Gott glauben, weil sie meinen, der Mensch/die Natur ist das Höchste. Manche Menschen können/möchten nicht an Gott glauben, weil erfahrenes oder beobachtetes Leiden für sie der Existenz eines Gottes widersprechen. Manche Menschen handeln gegen Gottes Willen – und sie lehnen Gott ab, weil sie sich nicht rechtfertigen und vor Gott verantworten wollen. Manche haben ihn bislang in ihrem Leben nicht erfahren, können ihn nicht logisch erfassen, von daher spielt Gott in ihrem Leben keine Rolle. Manche sagen, Gott kann man nicht beweisen – ohne dass sie jedoch klären, was ein „Beweis“ eigentlich ist. Warum ist es so wichtig, zu klären, was ein „Beweis“ ist? Weil das, was man als „Beweis“ anerkennt, von den Vorgaben/Prämissen abhängig ist, die ich aufstelle. Christen sagen: Man muss anerkennen, dass Gott sich dem Menschen so zeigt, wie er sich dem Menschen zeigen will – z.B. in Jesus Christus, durch den Geist Gottes – und nicht, wie ich es als Mensch verlange. Auch Moses fragt Gott, als dieser mit ihm spricht: Wer bist du? Gott antwortet dem Mose rätselhaft, indem er ihm seinen Namen nennt: Jahwe. „Jahwe“ bedeutet: „Ich bin, der ich bin“ bzw. „Ich bin der, als der ich mich zeigen werde“. Das heißt: Gott ist nicht zu erfassen – aber gleichzeitig weist er in die Zukunft: Man kann Gott an seinem Handeln glaubend erkennen.

9b. Warum zeigt sich Gott nie offen in der Gesellschaft?

Laut christlichem Verständnis zeigte sich Gott offen in der Gesellschaft: in Jesus Christus. Zudem ist er in seinem Geist in der Welt aktiv. Er zeigt sich nur nicht als Gott, da der Mensch frei sein soll, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Würde sich Gott als Gott zeigen, wäre die Freiheit nicht mehr da. Zudem ist der Mensch als Geschöpf nicht in der Lage, Gott in seiner Gesamtheit zu erfassen (er versteht ja nicht einmal die Mitmenschen, geschweige denn sich selbst). Die Enttäuschung darüber macht ihn ja schon jetzt zum Gegner Gottes. Er kann Gott nicht erfassen, das bedeutet gleichzeitig: Er kann ihn nicht beherrschen. Das enttäuscht und macht viele gegen Gott aggressiv.

10. Wie sieht Gott aus?

Christen sehen in Jesus Christus Gott. Wir wissen nicht, wie Jesus Christus ausgesehen hat, aber wir haben in Jesus Christus den „Charakter“ Gottes kennen gelernt.

11. Weiß Gott, was in der Zukunft passiert?

Manche Menschen gehen davon aus, dass man, wenn man alle Informationen über einen Menschen hätte, dann auch sagen kann, was er in Zukunft machen wird. Und wenn man alle Informationen über die Welt hätte, dann könnte man auch errechnen, was ihm passiert. Ich bin, was technische Möglichkeiten betrifft, in dieser Hinsicht eher skeptisch, auch wenn ich um die Fortschritte der Digitalisierung weiß. Was aber Gott betrifft, bin ich nicht skeptisch. Aber: Wir haben Freiheit, unsere Zukunft zu gestalten und das bedeutet, dass der Mensch auch Wege geht, die von Gott so nicht vorgesehen aber gewusst waren. Darum erkennen wir in der Bibel auch eine Beziehungsgeschichte zwischen Gott und Mensch.

12. Wieso darf man Gott nicht malen? Darf man sich Gott vorstellen?

Weil man es nicht kann, darf man Gott nicht malen. Zudem: Es liegt immer eine Gefahr darin: Man verwechselt das Bild von Gott mit Gott selbst. Dennoch malen Christen Jesus – weil er Mensch war. Aber gleichzeitig müssen sie wissen: Wie Jesus wirklich ausgesehen hat, das können wir nicht wissen. Da auch von Gott sprechen, immer Vorstellungen von Gott beinhaltet, ist auch das Sprechen von Gott nicht zu verabsolutieren. Gleichzeitig kommen wir Menschen nicht darum herum, uns eine Vorstellung ein „Bild“ von Gott zu machen. Und das ist auch gut so. Man muss allerdings bereit sein, es von Gott korrigieren zu lassen. Dass das malen von Gott gefährlich ist, sieht man daran. es gibt Bilder von Gott. Und darum stellen sich manche Menschen Gott als alten Mann mit weißen Haaren und langem Bart vor. Weil sie an einen solchen Gott nicht glauben können, lehnen sie Gott ab. Sie wissen leider nicht, dass das kein christliches Bild von Gott ist, sondern nur die Gottesvorstellung von manchen Künstlern, an dem sie kleben.

13. Erhört Gott unsere Gebete? Hilft uns Gott? Hilft Gott auch Menschen, die nicht an ihn glauben?

Religionen gehen davon aus, dass alles Gute von den Göttern und Mächten kommt. Darum opfern sie ihnen, damit sie noch mehr Gutes bekommen. Wenn Schlimmes kommt, dann machen sie den Göttern Vorwürfe oder wenden sich anderen Göttern zu oder (seltener) ganz von Göttern ab. Im christlichen Glauben haben wir in der jüdischen Tradition einen anderen Ansatz: Leiden muss der Liebe Gottes nicht widersprechen. Wir sehen das an Jesus, an den verfolgten Aposteln und den Glaubenden durch die gesamte Kirchengeschichte hindurch. Gott erhört Gebete – aber: Es kommt dem christlichen Glauben nicht auf die erhörten Gebete, die Gutes wünschen, an, sondern darauf, dass Gott im Leiden, in der Verfolgung bei den Menschen ist. Und selbst dann, wenn sie getötet werden, ist Gott ihr Ziel, sind sie bei Gott. Jesus betet am Kreuz: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Er wendet sich im Leiden Gott zu. Das heißt: Die Beziehung zu Gott bricht auch im Leiden nicht ab, wenn der Mensch sie nicht abbricht. Wenn Christen von Gebetserhörung sprechen, dann handelt es sich um ein Glaubensbekenntnis, das heißt, sie ist nicht logisch-rational zu begründen. Sie basiert auf Erfahrung. Nichts „beweist“ Gott rational-logisch. Auch Gebetserhörungen nicht, weil sie Ausdruck der Gottesbeziehung sind. Wenn Gott Gebete erhört, dann stärken sie im Leben – manchmal auch darum, um Leiden besser zu überstehen. Und hilft Gott auch Menschen, die nicht an ihm glauben? Ja, so wie er Menschen hilft, die an ihn glauben. Die Glaubenden erkennen Gott in der Hilfe, die Nicht-Glaubenden sagen: Zufall – oder: Das habe ich klasse gemacht – oder: Glück gehabt – oder: Ich habe es mir verdient…

13 b. Wie kann man mit Gott reden?

Wie kann man mit Gott reden – also beten? Aus christlicher Sicht so, wie man mit einem ganz normalen Menschen spricht. Man kann auch in Gedanken mit ihm frei reden, formelhaft – wonach einem gerade ist. Man kann bestimmte Zeiten einhalten, bestimmte Orte aufsuchen, bestimmte Riten vollziehen. Manchen Menschen ist das sehr wichtig, weil es hilft, sich zu konzentrieren, schneller mit Gott in Kontakt zu treten. Aber man muss es nicht tun, da Gott uns kennt. Man muss ehrlich mit Gott reden. Gott kennt unsere Herzen und unser Denken. Darum ist wichtig zu wissen: Er vergibt uns unsere Schuld – denn, wie es im 1. Johannesbrief heißt und in Jesus Christus sichtbar ist: Gott ist die Liebe.

14. Gott als Schöpfer. Was ist die Aufgabe Gottes? Wo sind die Taten Gottes heute?

Glaubende sprechen von Gott als Schöpfer, Erhalter und Vollender. Das hat damit zu tun, dass sie Gott als Grund und Willen von allem, was ist, erkennen. Das bedeutet, dass das für alle Zeiten gilt. In den Zeiten, in denen man noch glaubte, die Erde sei flach, in denen man glaubte, die Sonne und Planeten kreisen um die Erde, bis zu heute, der Zeit, in der man erkennt, dass die Erde als Mini-Planet um die Sonne als einen Mini-Stern als Teil der Galaxie Milchstraße durch das Universum kreist. Auch wenn die Weltbilder im Laufe der Zeit wechseln, so bleibt doch die Basis: Gott. Auch das Sprechen von Gott wechselt, weil Sprache lebendig ist, weil Sprachen in der Übersetzung Veränderungen erfahren usw. Der Kern bleibt: Gott ist Schöpfer (nicht nur der Erde, sondern des Universums, wenn es Multiversen geben sollte, dann auch Schöpfer der Multiversen), Erhalter, Vollender. Wenn Gott nicht mehr wirken würde, gäbe es nichts mehr, da Gott die Grundlage von allem ist.

14b. Wenn es Gott gibt, warum gibt es Leiden und schlechte Menschen?

Schlechte Menschen gibt es, weil Menschen frei sind. Menschen sind natürlich auch frei, Gutes zu tun. Sie sind keine Marionetten Gottes. Man muss außerdem beachten, dass nicht immer eindeutig ist, was schlecht ist, was gut ist. Diese Frage weist auf das äußerst komplexe Thema der Theodizee hin, die hier (und auf Unterseiten) von verschiedenen Seiten beleuchtet wird: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/gott/theodizee/ Wir können die Warum-Frage nicht lösen. Wir können an Jesus jedoch erkennen: Er versucht Leiden zu bekämpfen. Dadurch, dass Jesus gelitten hat, wissen wir: Er ist in unserem Leiden bei uns. Sein Leiden und Sterben münden in die Auferweckung. Damit ist auch das Ziel vorgegeben, das Gott mit uns hat.

15. Was passiert, wenn man nicht an Gott glaubt?

Dann sollte man sich nicht auf dem Nicht-Glauben ausruhen und damit zufrieden sein, sondern sich für Gott öffnen. Das heißt, man sollte in allen Lebenslagen nach Gott fragen, sich mit Jesus Christus beschäftigen, über seine Taten und Worte nachdenken, mit Menschen reden, die ihm nachfolgen… Man muss keine Angst haben, wenn man nicht glaubt. Dann verkrampft man sich. Wenn man verkrampft ist, kann man nicht für Gott offen sein. Menschen die Angst haben, machen sich manchmal auch einen eigenen Gott und sagen: Das ist Gott! und zwingen andere aus Angst, an diesen Gott zu glauben. Gott ist kein Angstmacher. Dafür ist Gott zu groß, zu anders, zu sehr Gott. Wie wir an Jesus Christus sehen. Weil es aber Gott gibt – und Gott wesentlich ist für Welt und Mensch – ist es äußerst wichtig, sich um ihn zu bemühen.

16. Was ist wenn Gott der Lebenssinn ist, man aber unabhängig sein will?

Wer in Gott den Lebenssinn gefunden hat, der ist unabhängig vom Schicksal, von Menschen, von Ängsten. Viele Menschen, die nicht glauben, sehen die Bindung an Gott als Fesselung an. Es gibt auch Christen in der gesamten Kirchengeschichte, die das vermitteln, weil Menschen erfahren haben, wenn man XY tut, dann hat man Nachteile davon. Wenn man also davor warnt, dann tut der andere XY nicht, und hat dann auch diese Nachteile nicht. Das heißt: Gebote sind nicht nur von Nachteil, sondern helfen auch, das Leben möglichst unbeschadet zu bestehen, wenn es sich um gute Gebote handelt.  Der Kirchenvater Augustinus sagte: Liebe – dann darfst du alles; Luther sagte: der Christenmensch ist ein freier Herr – er ist gleichzeitig ein Diener. Das heißt: Wer durch Gott frei geworden ist, kann freiwillig anderen helfen. Das ist kein Zwang, weil Gott den Menschen und seine Ansichten verändert.  

17. Wie werden Menschen in der Zukunft von Gott denken?

Nicht anders als bislang. Es wird sich die Sprache ändern. Aber da Gott sich selbst, so der christliche Glaube, durch seinen Geist immer wieder zur Sprache bringt, wird der Mensch nicht anders von Gott denken. Freilich gab es zu allen Zeiten auch üble Gottesbilder, die sich der Mensch gemacht hat. Auch diese wird es immer geben. Darum ist so wichtig, den Geist Gottes – der der Geist Jesu Christi ist – ins Zentrum des Denkens über Gott zu stellen. Denn erst da, wo er wirkt, wird richtig über Gott gesprochen. 

18. Muss man an Gott glauben, wenn man gläubig ist?

„Glaube“ ist ein christlicher Begriff. Er bedeutet „Vertrauen“, er ist ein Gefühl ganz tief im Herzen/in der Seele – oder wie auch immer man das bezeichnen mag – der Liebe zu dem, der alles umfasst, der alles ist, der mich durchdringt, mich nach dem Leben empfängt. Gemeint ist mit der Frage vermutlich das Gefühl, dass es etwas gibt, das höher ist als ich es bin, das ich aber nicht als Gott bezeichnen kann. Solche Gefühle kann man als „Spiritualität“ bezeichnen, als Gefühl der Einheit mit der erhabenen Natur, dem Gefühl der Einheit mit Menschen in einer Gruppe oder nur mit einem besonderen Menschen. Da Gott der Schöpfer ist, wird dieses Gefühl aus christlicher Sicht erst vollkommen, wenn es in den Glauben an Gott einmündet.